Freitag, 28. Oktober 2016

Vorgeschichte Kapitel 20

20. Der Morgen danach

Robyn


Stechende Kopfschmerzen und unangenehm grelles Licht empfingen ihn als er blinzelnd, mit trockenem Mund und widerlichem Geschmack auf der Zunge die Augen öffnete. Die Desorientierung war im ersten Augenblick so extrem, dass der arme Junge nicht einmal wusste wo und vor allem warum er hier war. 
Schmerzvoll stöhnend schloss er seine brennenden Augen wieder, rieb sich mit dem Handrücken über die geschlossenen Lider und massierte im nächsten Moment auch schon seine pochenden Schläfen.
Als er die Augen vorsichtig wieder öffnete, starrte er an eine ihm fremde Decke mit einer ihm ebenso fremden Lampe. Auch das Bett in dem er lag - zumindest nahm er an dass es ein Bett war - fühlte sich fremd an. Und da war noch etwas... diese weiche, seidige Wärme neben ihm... das war doch kein Kissen...
Vollkommen irritiert blickte er neben sich, starrte in das schlafende, hübsche Gesicht einer blonden, ihm sehr bekannten Teenagerin. Leah. Was...



Auf einen Schlag kamen die Erinnerungen an die vergangene Nacht wieder, holten ihn ein wie ein hyperaktives Eichhörnchen auf Speed. Oh mein Gott.... er hatte doch nicht...
Doch er hatte. Und auch diese Erinnerungen kamen sehr schnell wieder in seinen Kopf. Und hinterließen sehr deutliche und vor allem lebhafte Bilder hinter seiner Stirn. Kaum kam ihm der unbekleidete Körper der hübschen Blondine, ihr von Lust gezeichnetes Gesicht, die Geräusche, Gefühle und alles wieder in den Sinn, lief er auch schon knallrot an und konnte spüren wie ihm das Blut in ganz gewisse Regionen schoss und dort ein kribbelndes Gefühl hinterließ.
Was zur Hölle nochmal hatte er sich dabei nur gedacht. Ach ja. Nichts. Am liebsten hätte er sich dafür geohrfeigt. Dieser verdammte Alkohol. Sicher der war nicht alleine Schuld daran. War er niemals. Trotzdem ärgerte er sich immens darüber so viel getrunken zu haben.
Vor Verzweiflung und Frustration verzog er das Gesicht, rieb sich nun mit den Handballen abermals über die Augen und überlegte wie er jetzt am besten reagieren und was er tun sollte. Er war noch nie in so einer Situation gewesen. Und sein erstes Mal hatte er sich weiß Gott anders vorgestellt.
Nicht dass es schlecht gewesen wäre... die Erinnerung daran war wie bereits erwähnt noch sehr lebhaft und jagte ihm erstaunlicherweise sogar im Nachhinein noch ein gewisses Gefühl durch den Körper. Trotzdem wäre er lieber nüchtern dabei gewesen. Und ob Leah die richtige 'Wahl' dafür gewesen war... das war... naja er wusste es nicht.
Sein Blick fiel wieder auf die junge Blondine, musterte ihre sanften, entspannten Gesichtszüge. Ihre hübschen, vollen Lippen bewegten sich leicht, ein leises, irgendwie niedliches Nuscheln drang an sein Ohr. Sie war ja schon süß...
Schon schlug sie blinzelnd und noch ganz schlaftrunken die Augen auf, blickte direkt in die Seinen. Beinahe wäre ihm aus lauter Schreck das Herz stehengeblieben. Verdammt er hatte doch noch gar nicht ausreichend darüber nachgedacht was er sagen sollte!!! Und Kopfschmerzen hatte er auch.
Offenbar brauchte Leah nicht sehr lang um richtig wach zu werden. Statt allerdings wie er irritiert oder gar schockiert zu reagieren, schenkte sie ihm ein derart strahlendes Lächeln dass man meinen könnte sie wäre in einen Atomreaktor gefallen.
"Robyn!", rief sie erfreut und mit deutlicher Zuneigung in der Stimme aus, schmiegte sich wie ein Honigkuchenpferd grinsend an ihn. Bei der Gelegenheit wurde ihm dann auch gleich wieder bewusst gemacht, dass sie beide splitterfasernackt waren. Ein heißer, kribbeliger Schauer jagte ihm durch den Körper und er wandte knallrot im Gesicht seinen Blick ab.
Er wusste beim besten Willen nicht was er sagen sollte.


"Hey...", murmelte er deshalb nur leise und mit etwas rauer Stimme.
Zur Antwort darauf erhielt er ein leises aber doch sympathisches Kichern des Mädchens, die im nächsten Augenblick auch schon weiter sprach. Und zwar wie die Niagarafälle.
"Das gestern war unglaublich! Richtig klasse! Ich hätte nicht gedacht, dass Sex so gut und schön und toll ist! Also zuerst hat es ja schon ein bisschen weh getan aber ansonsten war es total schön! Weißt du wir kennen uns doch jetzt schon so lange, zwar nur über die Jungs aber trotzdem. Also und ich dachte... naja also wenn mit jemandem, dann mit jemandem dem man vertrauen kann! Und... naja... also ich dachte... vielleicht... willst du ja mein Freund sein? Also nicht so Friendzone mäßig sondern mein fester Freund eben!"
Okay er hatte ja viel erwartet aber das gehörte definitiv nicht dazu. Außerdem kam das gerade alles ein bisschen plötzlich... die erwartungsvollen, intensiven Blicke die Leah ihm währenddessen ununterbrochen zuwarf, machten das ganze auch nicht unbedingt einfacher.
"Ehm... also... ich.. ich weiß nicht...", stammelte er etwas überfordert, konnte schon sehen wie die Stimmung im Gesicht der Teenagerin umschlug. Ihre Augen wurden etwas größer, ihre Mundwinkel sanken nach unten und wenn er sich nicht arg täuschte mischte sich eine deutlich traurige Enttäuschung in ihre Züge. Oh Gott es brach ihm fast das Herz. Das war er definitiv nicht von ihr gewohnt. Und dann strahlte sie dabei auch noch so eine intensive Verletzlichkeit aus, dass es ihn fertig machte. 
"Achso... also... magst du mich nicht... ich dachte nur... also...", sie brach ab, guckte ihn mit herzzerreißendem Blick und großen traurigen Augen an. Wie konnte sie ihm das nur antun!
"Was nein! Jetzt schau doch nicht so Leah! So.. so war das nicht gemeint!"
"Nicht? Wie dann? Also willst du doch mit mir zusammen sein?"
Dieses Mädchen machte ihn fertig. Und warum guckte sie ihn dabei so an. Mit diesem... diesem Blick. Wie ein kleines, trauriges Hundebaby. 


"Das... das weiß ich nicht... also ich meine... wir... das... das kommt... ein bisschen plötzlich..."
"Aber wir kennen uns doch schon so lang!"
"Aber nicht auf diese Weise! Leah so einfach ist das nicht!"
"Warum nicht?"
"Weil ich nicht so bin wie die Jungs mit denen du sonst so zusammen warst."
Okay das hatte gesessen. Er konnte an ihren Augen ganz genau erkennen, dass sie diese Worte tief getroffen hatten. Sie kaute sogar kurz auf ihrer Unterlippe herum, wandte den Blick ab und schien sich mehr als offensichtlich unwohl zu fühlen.
Er bereute die Worte fast augenblicklich.
"Entschuldige... das war jetzt echt scheiße von mir."
Kurz schien sie noch mit sich zu hadern, blickte ihm dann aber doch wieder ins Gesicht und schmunzelte schief aber nur sehr leicht.
"Schon okay, du hast ja recht... ich hab es bisher wohl immer ein wenig überstürzt mit meinen Beziehungen... außerdem hab ich mich wohl gestern auch nicht so ganz vorbildlich verhalten..."
Sein schlechtes Gewissen war gerade dabei ihn innerlich auszupeitschen wie einen ungehorsamen Sklaven. Wieder einmal hätte er sich am liebsten geohrfeigt. Dabei hatte sie sich gerade eben noch so gefreut und dann war es ihren Worten nach zu urteilen auch noch ihr erstes Mal gewesen. Sicher seins auch und sie hatte ihn abgefüllt und verführt. Nach allen Regeln der Kunst. 
Aber das gab ihm natürlich trotzdem nicht das Recht sich jetzt aufzuführen wie ein Elefant im Porzellanladen. 
Tief und ergeben seufzte er, legte etwas unsicher aber sanft einen Arm um die hübsche Schwester seiner besten Freunde - die würden sicher begeistert sein... - und erwiderte beruhigend und milde lächelnd:
"Hör mal Leah. Also... das geht mir grad alles etwas zu schnell aber das heißt nicht dass ich dich nicht mag oder dir total abgeneigt wäre. Ich will nur nicht einfach so was mit dir anfangen nur weil wir... also weil wir miteinander geschlafen haben."
Sie schien nicht ganz zu wissen was er mit der Aussagen sagen wollte, musterte ihn nur mit gerunzelter Stirn und zusammengezogenen Augenbrauen. Ihre Augen blitzten vor Verwirrung aber auch ein langsam aber sicher aufkeimender Funken Hoffnung fand sich darin.
Er wusste wirklich nicht was er sagen sollte.
"Was heißt das also..?"
Kam es da auch schon vorsichtig aus ihrem Mund, wurde zuerst nur wieder mit einem leisen Seufzen seinerseits beantwortet. Trotzdem schien sie wieder Mut zu fassen, schmiegte sich abermals an ihn und begann nun sogar mit ihrer Zeigefingerspitze Muster auf seine Brust zu malen.
Ein angenehmes Kribbeln folgte den Berührungen, doch Robyn schob das Gefühl erstmal beiseite, erwiderte ruhig und vielleicht auch ein wenig aufmunternd: 
"Naja... wir... könnten ja erstmal etwas mehr miteinander unternehmen. Vielleicht mal ein paar Dates oder so haben und dann... sehen wir weiter ja?"


Es war ja schließlich wirklich nicht so als würde sie ihm gar nicht gefallen oder so. Ganz im Gegenteil sogar fand er sie ausgesprochen hübsch. Aber er wollte sich eben sicher sein und nicht einfach mit irgendjemandem etwas anfangen ohne wirklich zu wissen ob er überhaupt etwas für diese Person empfand. Oder empfinden konnte.
Leah schien seine Antwort jedenfalls milde gestimmt zu haben. Zuerst hatte sie zwar etwas nachdenklich gewirkt doch direkt darauf wirkte sie sogar noch glücklicher als noch zuvor. 
"Du bist wirklich ein toller Kerl Robyn. Wahrscheinlich hast du auch recht, dann machen wir es eben erstmal so."
Das Lächeln welches sie ihm direkt darauf zuwarf war zum dahin schmelzen und ließ ihn abermals leicht rot werden. Und natürlich bemerkte sie es, grinste ihm gespielt unschuldig zu und zeichnete ihm mit etwas festerem Druck über die Brust.
"Aber nahe sein darf ich dir doch trotzdem noch oder? Ich meine... jetzt ist es doch sowieso schon passiert und... und es war toll."
Was. Moment. Was wollte sie damit sagen. Allein beim Gedanken daran konnte er schon spüren wie die Erregung sich kribbelig in gewissen Bereichen seines Körpers bemerkbar machte. Und zwar nicht nur für ihn bemerkbar. Leahs leises Kichern sprach jedenfalls Bände.
Statt sich nun also von ihm zu lösen, damit sie vielleicht zuerst hätten ins Bad gehen und sich anziehen konnten, schwang sie sich mit einer eleganten, schnellen Bewegung auf seinen Schoss. Sehr zielsicher wie er zugeben musste. Und ihre Wirkung verfehlte sie mit dieser Aktion auch nicht.
Wieder jagten ihm heiße Schauer über den Rücken, das Kribbeln nahm noch zu und auch die Hitze stieg ihm langsam wieder im Körper auf. Die Kopfschmerzen von vorhin drängten sich langsam in den Hintergrund. Zumal bei der Gelegenheit ja auch noch die Decke von Leahs nackten Schultern glitt und ihm, nun ja, sehr tiefe Einblicke gewährte.
"Eh... ja... also... ich weiß nicht..." 


Es bedurfte nur ganz gezielter Bewegungen des Mädchens um seine Bedenken beiseite zu fegen. Oder vielleicht auch einfach den Großteil seiner Gedanken auszulöschen. 
"Sicher?"
Meinte sie nur sichtlich kokett grinsend, wobei Robyn nicht umhin kam zugeben zu müssen, dass er es bewunderte wie locker sie damit umging. Jedenfalls in Anbetracht ihrer Aussage dass es für sie auch das erste Mal gewesen war. Kurz überlegte er, ob sie vielleicht einfach gelogen hatte, verwarf den Gedanken allerdings sofort wieder. Nein das konnte er sich nicht vorstellen. Leah hatte vielleicht schon viele Freunde gehabt aber eine Lügnerin war sie definitiv nicht.
Außerdem herrschte in seinem Kopf gerade ohnehin zu viel Chaos als dass er ernsthaft darüber hätte nachdenken können.
"Nein... aber... mh... aber wenn dann niemals ohne Verhütung..."
Na wenigstens vergaß er das nicht auch noch. Sie hatten doch in der Nacht auch verhütet oder?! Doch ja, er erinnerte sich daran... ja sie hatten definitiv. Gut. Eine Sorge weniger. Und Leah schien ja offensichtlich auch kein Interesse daran zu haben so jung schon schwanger zu werden.
Deshalb schmunzelte sie wohl auch nur, beugte sich ein wenig zur Seite und nahm ein noch verpacktes Kondom zwischen die Finger um ihm zu zeigen dass sie 'vorbereitet' war.
"Selbstverständlich. Ich will ja meine Jugend noch länger genießen~"


Der Jugendliche seufzte nur. Es kostete ihn einiges an Überwindung Leah trotz der Verlockungen ihres Körpers sanft von seinem Schoss zu schieben. Fast schon wirkte es als wäre sie enttäuscht, doch nach der kurzen Bewegung wurde ihr wohl auch bewusst, dass noch eine 'Runde' keine so gute Idee wäre.
Robyn konnte sich zwar nicht in allen Einzelheiten an die Nacht erinnern aber da es sein erstes Mal gewesen war, bezweifelte er, dass er so 'sanft' gewesen war. Und da die meisten Frauen da unten etwas hatten was beim Geschlechtsverkehr riss, konnte er sich durchaus vorstellen dass sie da auch im Nachhinein noch Schmerzen hatte.
Es wäre also nicht unbedingt so eine gute Idee jetzt sofort wieder miteinander zu schlafen. Mal ganz davon abgesehen dass er sich die Zähne putzen und sich waschen wollte. Der widerliche trockene Geschmack war nach wie vor auf seiner Zunge und untenrum... naja... er wollte da jetzt nicht so genau drauf eingehen.
"Kann ich bei dir duschen? Klamotten zum Wechseln hab ich ja mitgebracht."
Ein breites, fast schon ein wenig anzügliches Grinsen huschte über ihr Gesicht als sie gut gelaunt erwiderte:
"Klar. Darf ich mitkommen?"
War das ihr Ernst? 
"Eh... also das ist wirklich ein verlockendes Angebot aber ich befürchte ich muss dann doch ablehnen."
"Ich bin sicher gut im einseifen und sauber rubbeln."
Sie wippte bei diesen Worten sogar mit den Augenbrauen. Und der mehr als eindeutig zweideutige Tonfall war auch nicht zu überhören. Robyn konnte beim besten Willen nicht verhindern dass sich gewisse Bilder in seinem Kopf verselbstständigten. Sein Körper schien jedenfalls Gefallen an ihnen zu finden.
Trotzdem verzog er kurz das Gesicht, rieb sich über die geschlossenen Augen und erwiderte schließlich ein wenig erschöpft resignierend:
"Ich glaube wirklich dass ich dafür im Moment etwas zu erschöpft bin..."
Glücklicherweise begnügte Leah sich mit der Antwort, kicherte nur leise und schwang schließlich sogar die Beine aus dem Bett um sich schwungvoll zu erheben. Und ihm ihre entzückende Rückseite dabei in allen Einzelheiten zu präsentieren.


Irgendwie schienen Frauen sich ihm wohl gerne nackt zu präsentieren wenn er so an seine Psychologin dachte. Da ihn der Vergleich gruselte, schob er ihn jedoch fast schon hastig beiseite und konzentrierte sich lieber wieder auf die hübsche Blondine.
Diese tänzelte gerade fröhlich auf ihren Kleiderschrank zu, kruschte ein wenig darin herum und warf Robyn schließlich einen weißen Bademantel zu. Um ihre eigenen Schultern zog sie sich einen Himmelblauen, schnürte ihn in der Taille zu und flötete ihm nach wie vor wie ein fröhlicher Sonnenstrahl zu:
"Du weißt ja wo das untere Badezimmer ist! Und mein Dad weiß dass du da bist, ist also alles kein Ding. Ich geh derweil einfach in sein Bad. Du kannst falls du vorher fertig bist gerne auch schon mal am Esstisch oder der Küchentheke warten. Wenn du magst kannst du dir auch schon mal Frühstück holen, du kennst dich ja aus."
Sie zwinkerte ihm noch kurz zu, schnappte sich ein paar Klamotten und ihr Badezeug und machte sich dann auch schon aus dem Staub. Robyn hingegen verweilte noch einen Augenblick im Zimmer, ließ sich noch einmal zurück in die Kissen sinken und starrte an die Decke.
Hoffentlich war das kein Fehler gewesen. Als sonderlich intelligent konnte man seine Aktion jedenfalls nicht gerade bezeichnen. Aber gut, er war selbst Schuld. Er hätte ja nicht so viel trinken müssen. Auch einer der Gründe weshalb er sich doch sehr über sich selbst ärgerte. Da er nun allerdings ohnehin nichts mehr dran ändern konnte, würde er wohl mit der gegebenen Situation zurechtkommen müssen.
Wer weiß, vielleicht war es ja gar nicht mal so übel. Leah war verdammt hübsch und charakterlich eigentlich auch ganz niedlich wenn sie sich nicht gerade so seltsam verhielt wie momentan. Für gewöhnlich war sie ja ein wenig gechillter und weniger... atomreaktorstrahlend.
Er ging mal davon aus, dass der Restalkohol in ihrem Blut dafür verantwortlich war. Aber das würde sich irgendwann wieder legen und dann würde er mal sehen ob er sich etwas mit ihr vorstellen konnte oder nicht.
Seufzend schälte er sich nun aus dem Bett, wickelte sich in den Bademantel und suchte sich ein paar frische Klamotten, sowie sein Badezimmer Zeug aus seinem Rucksack. Damit bewaffnet ging es dann auch schon ab ins Bad um in aller Ruhe zu duschen, sich die Zähne zu putzen und sich anzuziehen. 


Dieses frische Gefühl in Mund und auf der Haut war einfach so unglaublich wohltuend... man fühlte sich direkt wie neu geboren. Nur ohne den ganzen schleimigen Ekelkram der danach am Baby klebte. 
Nach dem Badezimmer Aufenthalt fühlte er sich jedenfalls schon sehr viel wacher und vor allem besser.
Sorgfältig hängte er den Bademantel auf und schlenderte gemächlich in den Essbereich, bemerkte fast sofort dass Leah noch nicht da war, dafür allerdings ihr Vater an der Kaffeemaschine herum hantierte.
Robyn war jedesmal wenn er ihm begegnete aufs Neue überrascht wie unglaublich jung er noch aussah. Manchmal fragte er sich ernsthaft ob die Jungs ihn verarschten und er eigentlich ihr Bruder und nicht ihr Vater war. Aber dann erinnerte er sich wieder daran, dass er damals, als er noch mit Kiroka zusammen in einer WG gewohnt und Robyn gerade zu diesem gekommen war, auch schon so ausgesehen hatte. Und das war nun schon wie lange her? Acht Jahre ungefähr. Seit dem Unfall eben. Fenris hatte sich seitdem kaum verändert.
Lautlos ließ der Jugendliche sich auf einem der Barhocker der modernen Kücheninsel nieder, beobachtete den Erwachsenen dabei wie er versuchte Kaffee zu machen und immer wieder leise vor sich hin fluchte weil der Filter nicht so wollte wie er. Seine Mundwinkel zuckten als der Ältere schließlich aufgab und den Deckel einfach mit einem halb zerknitterten Filter schloss um überhaupt endlich mal an die braune Flüssigkeit zu kommen.


Als er sich schließlich umwandte und Robyn bemerkte, schenkte er ihm sogleich auch schon ein schiefes Grinsen, grüßte ihn freundlich:
"Oh hey Robyn, schön dich zu sehen. Hast du gut geschlafen? Wie war die Party? Ich hoffe Leah hat keinen Unsinn angestellt."
Wenn man vom Teufel sprach. In just diesem Augenblick kam die Blondine auch schon frisch geduscht und wie das blühende Leben angetrabt, schenkte den beiden Anwesenden ein strahlendes Lächeln der Extraklasse.
Offensichtlich war das selbst für Fenris ungewohnt, denn dieser hob sogleich auch schon eine Augenbraue, fragte in misstrauischem wenig begeistertem Tonfall: 
"Ich hoffe für dich, dass du keine Drogen genommen hast und es eine andere Erklärung für dieses ungewöhnlich überschäumende Grinsen gibt."
"Ach Daaaaad du Scherzkeks du!"
Flötete sie fröhlich, pflanzte sich auf den Barhocker neben Robyn und warf ihm ein derart verliebtes Lächeln zu dass dieser unweigerlich ein wenig rot wurde und unbehaglich den Blick abwandte. Aus dem Augenwinkel heraus konnte er sehen wie Fenris die Stirn runzelte, zwischen den Beiden hin und her sah und mit dem Blick auf Leah hängen blieb.
"Hast du-"
Begann er, als Leah ihn auch schon unterbrach und ganz aufgeregt fragte:
"Hör mal Dad, was würdest du dazu sagen wenn Robyn jetzt öfter mal was mit mir unternimmt und wir zusammen ins Kino gehen und so Zeug? Du könntest mir ein bisschen mehr Taschengeld geben damit ich mir das auch leisten kann!"
Oh mein Gott. Ihr Ernst? Robyn konnte sehen wie die Furchen auf Fenris Stirn sich vertieften, bis es plötzlich Klick zu machen schien und er den armen Blondschopf überrascht musterte.
"Das... hätte ich jetzt nicht erwartet... aber gut, Robyn ist sicher eine bessere Wahl als das was du sonst so anschleppst."
"DAD!!!"
Das schien ihr wohl peinlich zu sein, denn nun lief sie rot an und spießte ihren mittlerweile wieder grinsenden Vater mit Blicken nur so auf. 


"Wenn ich so drüber nachdenke ist Robyn wahrscheinlich sogar die beste Wahl die du je getroffen hast. Er ist ja ohnehin schon fast Teil der Familie. Aber nicht vergessen Leah, Verhütung ist alles!"
"Oh mein Gott Dad jetzt hör am besten einfach auf zu reden. Das ist ja oberpeinlich."
Ja, das war es allerdings. Robyn war sich nicht ganz sicher was er davon halten sollte. Aber offenbar gefiel Fenris der Gedanke von den beiden Teenagern in einer Beziehung.
"Seid ihr Beiden jetzt zusammen?"
"Sei nicht so neugierig! Aber nein sind wir nicht. Vielleicht werden wir es aber irgendwann sein!"
Hoffnungsvoll blickte sie in Robyns Richtung und auch Fenris musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf. Im Gegensatz zu Leah allerdings nicht so als wolle er ihn davon überzeugen was für eine ausgezeichnete Idee das war, sondern eher nachdenklich.
Zumindest solange bis er wieder zu seiner Tochter sah und ihr verschwörerisch und mit leicht verzogenem Gesicht zuflüsterte:
"Am besten erzählst du nichts davon deiner Mutter. Diese Verrückte gibt dir sonst wieder irgendwelche hirnrissigen, seltendämlichen Tipps. So wie damals als sie meinte du solltest dich von diesem reichen Teenager schwängern lassen damit er dich heiraten muss."
Ach ja. Leahs Mum. Robyn erinnerte sich noch gut an ein Gespräch zwischen Fenris und Kiroka welches er als Kind zufällig mitbekommen hatte. Dabei hatte der Blonde darüber geklagt, dass er das Gefühl habe Alissia versuche ihn ins Krankenhaus oder unter die Erde zu bringen. Eigentlich hatte er damals angenommen es wäre ein Scherz gewesen, doch mittlerweile war sich der Jugendliche gar nicht mehr so sicher ob das nicht tatsächlich der Fall war... ein ziemlich beunruhigender Gedanke...
Manchmal fragte er sich ernsthaft warum Fenris nicht einfach zur Polizei ging oder sich wenigstens endlich scheiden ließ. Getrennt lebten die Beiden ja mittlerweile, jetzt wo Leah kein kleines Mädchen mehr war und der Erwachsene genug von den ständigen Affären seiner Frau gehabt hatte. Soweit er wusste, hatte Leah sogar ein paar Halbgeschwister...
"Ja Dad... ich erinnere mich... ich werde ihr ganz bestimmt nicht von Robyn erzählen, keine Sorge. Am Ende rät sie mir noch ihn im Pool zu ertränken sobald wir geheiratet haben."
Was? Diese Aussage entsetzte nicht nur Robyn, denn auch Fenris wirkte sichtlich beunruhigt als er vorsichtig erwiderte: 
"Hat sie dir sowas etwa schon mal geraten...?"
"Ein, zweimal ja. Als ich wütend auf einen meiner Freunde war. Ich versteh nicht warum sie immer so dumme Witze machen muss!"
Hoffentlich war es wirklich nur ein Witz gewesen. Da mittlerweile allerdings auch der Kaffee endlich fertig war, äußerte sich der Erwachsene nicht weiter dazu, wandte sich stattdessen nur schweigend um, um sich um eben diesen zu kümmern.


Nachdem er sich eine Tasse braunen Goldes eingeschenkt hatte, fragte er Robyn dann aber doch trotz sichtlicher Irritation schief lächelnd:
"Möchtest du irgendetwas zu trinken Robyn? Oder hast du Hunger? Du weißt ja, dass du dich gern bedienen kannst."
Zur Antwort schüttelte Angesprochener jedoch nur den Kopf, seufzte etwas müde und meinte schließlich, sich doch zu einem ebenfalls schiefen Lächeln überredend und das vorherige Thema wechselnd: 
"Nein danke, ich hab ehrlich gesagt keinen Hunger. Wahrscheinlich bleib ich auch nicht mehr so lange, ich hab heute leider nicht sonderlich viel Zeit. Schlafen meine Schwestern noch?"
Aus dem Augenwinkel heraus konnte er sehen, dass Leah ein wenig enttäuscht wirkte, bemerkte jedoch auch die Erschöpfung in ihrem Gesicht. Es würde ihr sicher genauso gut wie ihm tun sich ein bisschen auszuruhen.
"Die Beiden sind sogar schon Nachhause gefahren. Rahel hat irgendetwas von einem Date geplappert und mir die ganze Zeit von ihrem 'wundervollen' Freund vorgeschwärmt und Aimee hatte wohl auch noch etwas vor. Aber sie lassen dir Beide ausrichten, dass du dir keine Gedanken machen musst und dass sie dich schlafen lassen wollten."
Ach so war das. Er hatte sich schon gewundert sie nirgends herum wuseln zu sehen. Aber gut, eine Sache weniger um die er sich kümmern musste.
Damit war das Gespräch dann auch beendet und Fenris machte sich mit seinem Kaffee bewaffnet auf den Weg nach oben.
"Ich denke ich mach mich auch langsam mal auf den Weg... die nächste Überfahrt dürfte ja bald sein?"
Ein etwas enttäuschtes Nicken Leahs folgte, doch sie fing sich recht schnell wieder und meinte fröhlich schmunzelnd:
"Ich begleite dich noch schnell raus zum Schiff ja?"
"Sicher doch."
Es dauerte nicht lang, die Sachen waren schnell gepackt und schon waren die zwei auf dem Weg zu der kleinen Anlegestelle neben dem Haus. Draußen fragte die Jugendliche ihn dann natürlich auch gleich noch etwas nervös ob er vielleicht demnächst irgendwas mit ihr unternehmen wollen würde und entschuldigte sich für das Gespräch mit ihrem Dad.


Dabei nahm er es ihr gar nicht übel.
Jedenfalls hatte er ihr zugesagt und sie damit offensichtlich ausgesprochen glücklich gemacht. 
Süß war sie ja schon wie sie sich daraufhin gefreut hatte, das Grinsen über das ganze Gesicht verteilt. Zum Abschied hatte er ihr sogar einen flüchtigen Kuss auf die Lippen gegeben, eine Tatsache die sie gleich noch viel mehr zum strahlen gebracht hatte.

Später so gegen Mittag, als der Blondschopf endlich wieder Zuhause war und nachdenklich in seinem Bett lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, vermisste er den warmen, weichen Körper Leahs dann doch irgendwie neben sich. Andererseits könnte das natürlich auch noch immer am Alkohol in seinem Blut liegen und er hatte auch noch genug anderes worüber er sich Gedanken machen sollte.
Zum Beispiel die Tatsache, dass er später noch einen Termin bei seiner Psychologin hatte. Ein Gedanke der ihm irgendwie nicht sonderlich behagte. Er wollte gar nicht wirklich darüber nachdenken, verzog nur etwas gequält das Gesicht und dachte nun stattdessen ein wenig über seine Schwestern nach. 
Im Gegensatz zu seinem Abend, war der ihre relativ harmlos verlaufen. Bei Beiden. Rahel hatte zwar ihren Kuss endlich bekommen und war nun sogar mit ihrem Schwarm zusammen aber mehr war zwischen den Beiden glücklicherweise noch nicht passiert. Und Aimee? Nun die hatte ihren Spaß auf der Party gehabt aber auch alles nur auf einem harmlosen Level.
Soweit man ihren Erzählungen Glauben schenken konnte, hatte sie nur ein wenig mit Milan und Sawyer geflirtet und sich mit ein paar Mädchen angefreundet. Allen voran Ivory Krios. Die Zwei hatten sich offenbar vom ersten Augenblick an ganz prächtig verstanden. Dabei hatte sie dann auch gleich noch Chiyo, die jüngere Halbschwester von Ivory kennengelernt. Das einzige Mädchen auf der Party, neben seinen Schwestern, das auch erst fünfzehn gewesen war. Aber auch sie hatte einen 'Aufpasser' dabei gehabt, ihren großen Bruder, Jijaku.
Der Blondschopf war jedenfalls heilfroh, dass seine Schwestern nicht so unvernünftig wie er gewesen waren. Andererseits... heute Morgen als er aufgewacht war, hatte er noch gedacht er würde es bereuen. Mittlerweile allerdings hatte er begonnen sich an den Gedanken zu gewöhnen und ein aufregendes Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus wenn er daran dachte Leah wiederzusehen. Jetzt war nur die Frage, wie sollte er das Keldan und Nils erklären?


Nicht dass er Angst hatte die Beiden würden irgendwie extrem etwas dagegen haben oder so aber Leah war eben trotzdem ihre Schwester. War das nicht seltsam? Also wenn der beste Freund was mit der kleinen Schwester hatte?
Davon mal abgesehen, hatte er das Gefühl, dass das eher körperlicher Natur war. Zumindest von seiner Seite. Und er wollte Leah wirklich nicht ausnutzen. Der Gedanke behagte ihm überhaupt nicht. Andererseits war sie schon süß... also charakterlich...
Er seufzte, schloss die Augen und driftete langsam in einen ruhigen, traumlosen Dämmerzustand ab. Vielleicht schlief er sogar für einige Zeit wirklich ein. So richtig wach wurde er jedenfalls erst als es zögerlich an seiner Tür klopfte und sein Ziehvater den Kopf durch den geöffneten Türspalt hinein steckte.
"Robyn? Bist du wach?"
Blinzelnd und mit einem herzhaften Gähnen richtete der Junge sich in eine sitzende Position auf, warf Kiroka einen verschlafenen aber freundlichen Blick zu. 
"Hey. Jetzt schon ja. Was gibt es?"
"Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du noch einen Termin hast. Aber wenn du möchtest könnte ich auch anrufen und ihn für dich absagen. Du siehst noch ziemlich müde und ein bisschen erschlagen von der Feier aus."


Für einen kurzen Augenblick zog der Junge dieses Angebot sogar ernsthaft in Betracht, seufzte dann aber doch nur ergeben und erwiderte schief lächelnd: 
"Nein ist schon okay. So schlimm ist es nicht. Aber danke."
Kiroka lächelte ihm nur kurz herzlich zu, meinte noch wenn irgendwas wäre könne er natürlich auch immer gerne zu ihm kommen und ließ ihm dann wieder seine Ruhe damit er sich fertig machen konnte.
Am liebsten hätte er sich ja einfach wieder hingelegt und weiter geschlafen aber er sollte seine Termine nicht einfach ausfallen lassen. Sonst würde am Ende doch wieder alles den Bach runter gehen und das wollte er auf gar keinen Fall. Jetzt wo es ihm endlich etwas besser ging, wollte er versuchen sich seine neue, kleine, heile Welt aufrecht zu erhalten.
Und wenn er dafür zu einer etwas merkwürdigen, vielleicht auch ein wenig unangenehmen Psychologin gehen musste, dann würde er das auch weiterhin tun. Das war es wohl wert. Auch wenn er sich mittlerweile nicht mehr so sicher war, ob sie ihm denn wirklich half... aber er hatte Psychologie nicht studiert und noch dazu war er gerade mal 16 also woher sollte er sich das Recht nehmen ihre Methoden zu kritisieren?

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