Freitag, 21. Oktober 2016

Vorgeschichte Kapitel 19

19. Blanke Nerven

Eilin


Langsam aber sicher war die arme Rothaarige dabei den Verstand zu verlieren. Dieser verdammte Verbrecher trieb sie an den Rande des verdammten Wahnsinns mit seinem verdammten Verhalten. Verdammt sollte er sein.
Wie so oft in den letzten paar Tagen, genau genommen seit dem Tag ihrer Ankunft, saß sie in der Küche auf einem der bequemen Barhocker, hatte die Hände auf der Theke verschränkt und starrte grübelnd auf die glatte, sauber polierte Arbeitsfläche.
Im Gegensatz zum ersten Tag seit sie hier war, war sie allerdings nicht nervös und unruhig weil sie Angst hatte, sondern weil Tyson-
Plötzlich spürte sie wie warme Fingerspitzen mit nur dem Hauch einer Berührung über den dünnen Stoff ihres Oberteils, genau die Wirbelsäule entlang, strichen, eine kribbelnde Spur hinterließen. Direkt darauf folgte auch schon sein heißer Atem an Hals und Ohr und sie registrierte die ihr rau hinein gehauchten Worte.
"Na Angsthase~"
Erschrocken zuckte sie zur Seite zurück, wäre wohl sogar wiedermal vom Barhocker gefallen hätte der Brünette seinen Arm nicht - unerwünschter Weise!!! - um ihre Taille gelegt und sie schmal aber höchst amüsiert grinsend festgehalten. 
Sehr zu ihrem Leidwesen. Sie hätte lieber mit dem Boden gekuschelt als diesem Verbrecher so nahe zu sein. Zumindest wenn es nach ihrem Kopf ging. Wahrscheinlich war das auch der Grund weshalb sie sich mit dem Oberkörper und Kopf so weit zurücklehnte wie möglich, damit auch ja so viel Abstand wie möglich zwischen ihnen war.



Bei welchem Gedanken hatte er sie eben nochmal unterbrochen? Ach ja... genau deshalb war sie so nervös und unruhig. Wenn das so weiter ging würde sie wirklich noch irgendwann die Nerven verlieren.
So ging das schon die ganze Zeit seit sie hier war, seit diesem Essen, immer wieder überraschte er sie aus dem Hinterhalt und machte.... sowas eben. Diese ganzen Berührungen und das nahe kommen und alles. Es machte sie wahnsinnig.
"Hast du nicht gesagt du bist kein Vergewaltiger?!", fauchte sie nun endlich nervös und legte ihre Hände auf seinen Oberkörper um ihn von sich zu drücken soweit es ging. Weit war das allerdings nicht, immerhin lag sein Arm nach wie vor um ihren Körper und zog sie nun wie zur Antwort etwas näher zu ihm.
Kurz sah sie wieder die Missbilligung in seinen Augen aufblitzen - ein wunder Punkt? Sie würde es sich merken - allerdings wurde sie sehr schnell von Belustigung abgelöst und einem spöttischen Funkeln in den Augen als er sehr ruhig erwiderte:
"Du hast eine seltsame Vorstellung von Vergewaltigung."
"Das ist sexuelle Belästigung! Und Nötigung! Dafür könnte ich dich anzeigen!"
"Du meinst mit deinem unsichtbaren Telefon?"
Dieser... Drecksack.... fassungslos starrte sie ihn an, wusste im ersten Moment gar nicht was sie darauf erwidern sollte. Wie er sich halt einfach über sie lustig machte! Ganz so als wäre das alles halb so wild!
Für sie war es alles andere wie halb so wild. Wie bereits erwähnt zerrte es an ihren Nerven wie ein verdammter Sandsturm an einer Düne in der Wüste. Oder ein Hurrikan an einem Segel auf offenem Meer.
Es dauerte ein wenig bis sie ihre Sprache wiederfand, Tyson jedoch schien das nicht im geringsten zu stören. Genaugenommen wirkte er sogar ausgesprochen angetan von ihrem Schweigen. Oder der Nähe und kurzzeitig fehlenden Gegenwehr.
Als letztere jedoch wieder, in Form vom wegdrücken von dem Älteren, einsetzte kehrte auch die Belustigung des Kerls zurück. Ständig machte er sich über sie lustig! Manchmal wusste sie nicht mal worüber zum Teufel er sich so sehr amüsierte. Aber offenbar war sie in seinen Augen wohl eine lustige Person.
"Lass mich los!"
Ihr aufgebrachtes Fauchen schien ihn kaum zu beeindrucken. Statt ihrer Aufforderung also nachzukommen, zog er sie noch näher zu sich und raunte ihr amüsiert aber in rauer, nach wie vor sehr ruhiger Tonlage zu:
"Sonst was?"


"Sonst dreht Mommy den Spieß um. Und da du ja kein Vergewaltiger bist würde das bestimmt ganz schön frustrierend für dich enden wenn sie dich nicht wirklich an sich ran lässt."
Was....
Vollkommen verwirrt und erschrocken starrte die junge Mutter ihr kleines Mädchen an, bemerkte nur am Rande das deutlich breiter gewordene, amüsierte Grinsen des Verbrechers dessen Aufmerksamkeit sich nun Deirdre zugewandt hatte. Natürlich ohne Eilin loszulassen. Wäre ja auch zu schön gewesen.
"Na bist du hier um deine Mutter zuretten?"
"Nein! Ich bin hier um ihr Tipps zu geben weil sie scheinbar so verwirrt ist dass sie selber nicht nachdenkt."
Was zur Hölle passierte hier gerade.
Eilin war nach wie vor wie erstarrt, verstand überhaupt nicht was ihre Tochter da redete. Und dann tat sie das auch noch in diesem bestimmenden, wissenden Tonfall. Ganz so als wüsste sie tatsächlich was hier gerade vor sich ging. Aber das konnte doch nicht sein oder?
Im Gegensatz zu der jungen Frau in seinen Armen, schien Tyson davon auszugehen dass Deirdre es wusste. Die zwei verstanden sich allerdings auch erstaunlich gut... vor allem wenn man bedachte dass der Brünette ein verdammter Verbrecher war, der sie erpresste und entführt hatte! Mal ganz davon abgesehen, dass er Eilin permanent belästigte.
Naja gut er blieb immer auf einem harmlosen Level und er hatte jedesmal aufgehört bevor es ihr wirklich hätte unangenehm werden können... an ihren Nerven zerrte es aber wie bereits erwähnt trotzdem. Immerhin wollte sie ganz gewiss alles andere als von einem kriminellen Entführer und potentiellen Killer verführt zu werden!
Leicht verzog sie nun das Gesicht, musterte ihre unschuldige kleine Tochter. Wobei sie vielleicht lieber sagen sollte, ihre Tochter von der sie gedacht hatte sie wäre unschuldig. Verdammt nochmal sie war doch erst sieben Jahre alt! In dem Alter sollte man keine Ahnung von sowas haben!
"Dafür müsste sie sich erstmal trauen den Spieß umzudrehen. Und wenn sie Pech hat geht das ganz gewaltig nach hinten los."
Wieder einmal hatte Tyson ihren Gedankenfluss unterbrochen, sprach weiter mit ihrer Tochter als würde die ganz genau wissen wovon er sprach. Vielleicht ahnte sie es ja zumindest grob tatsächlich.
Gefallen tat ihr diese Überlegung allerdings nicht.
"Was soll das heißen? Mich trauen?! Willst du mich provozieren oder was?!"
Fand sie nun endlich, fauchend wie eine wütende Katze, ihre Sprache wieder, starrte den Älteren aus vor halbherzigem Ärger funkelnden Augen heraus an. Wahrscheinlich wäre es klüger sich nicht so provozieren zu lassen aber andererseits... vielleicht hatte Deirdre ja Recht. Wenn sie den Spieß umdrehen würde, vielleicht verlor er den Spaß an der Sache und ließ sie schließlich in Ruhe?


Und falls er die Wahrheit sagte und sie wirklich nicht dazu zwingen würde, dann könnte sie es ihm möglicherweise tatsächlich heimzahlen wie er sie im Laufe der Woche mit den Nerven an den Rande der Verzweiflung getrieben hatte. Andererseits war sie sich ganz und gar nicht so sicher ob Tyson nicht sogar Recht hatte und der Versuch tatsächlich nach hinten losgehen könnte.
Die Chance bestand definitiv und Eilin war sich nicht sicher ob es das Risiko wert war nur um sich ein bisschen zu rächen. Am Ende schnitt sie sich nur ins eigene Fleisch und der Brünette bekam was er wollte.
Vielleicht würde sie es mal versuchen aber aufhören wenn es doch einen kritischen Punkt erreichen sollte. Aber könnte sie das? Aufhören? Wenn es bereits kritisch war? Würde sie die gefährliche Grenze rechtzeitig erkennen? Unschlüssig blickte sie auf ihre kleine, viel zu erwachsene Tochter, bemerkte dabei gar nicht wie interessiert und aufmerksam sie von dem Verbrecher gemustert wurde.


Möglicherweise hätte sie das davor bewahrt auf die Provokation einzusteigen und sich zu tief in eine äußerst prekäre Lage zu bringen. Aber leider betrachtete sie ihre Tochter und nicht den Älteren. Ganz im Gegenteil zu dieser. Denn Deirdre blickte deutlich interessiert zwischen den beiden Erwachsenen hin und her.


Ach was solls, sie würde es einfach versuchen. Aufhören konnte sie noch immer! Und im Augenblick war ohnehin ihr kleines Mädchen hier, weshalb sie sowieso relativ sicher war die Grenze nicht versehentlich zu überschreiten. Sie würde niemals vor ihrem Kind zu weit gehen. Aber vielleicht könnte sie Tyson zumindest ein wenig ärgern. Wenn sie Glück hatte ließ er sie dann sogar los.
Na schön. Jetzt stellte sich nur die Frage wie sie das anstellen sollte. Sie hatte noch nie versucht irgendjemanden zu verführen oder anzubaggern oder was auch immer. Was hatte sie denn in Filmen gesehen? Ihr Blick richtete sich hoch konzentriert auf Tysons Gesicht, ignorierte das dadurch deutlich gesteigerte Amüsement in seinen Augen. 
Er wartete. Es war mehr als eindeutig, dass er sehen wollte was sie jetzt vorhatte. Irgendwie fühlte sie sich dadurch unter Druck gesetzt. Egal sie würde es jetzt einfach versuchen! In Filmen klappte das doch auch immer. Sie konnte das!
Ihren ersten Versuch startend, begann die hübsche Rothaarige damit, mit ihrer Fingerspitze Kreise auf Tysons Oberkörper zu zeichnen, schmiegte sich nun sogar ein wenig an seine starke, warme Brust. Vielleicht hätte das sogar eine recht gute Wirkung gehabt, wäre sie dabei nicht so unglaublich steif und ungelenk vorgegangen. Wahrscheinlich fühlte es sich für den Älteren an als hätte er eine Holzpuppe in den Armen.
Selbst die Bewegungen ihrer Fingerspitze kamen abgehakt und steif. Natürlich versuchte sie das irgendwie zu retten, bemühte sich um einen unschuldig verführerischen Augenaufschlag. Nur... nun ja... es endete wohl eher in einer nervösen, ziemlich dümmlichen Grimasse. Gut dann musste sie eben etwas verlockendes sagen!
Noch reagierte der Dunkelhaarige zumindest nicht, starrte sie einfach nur undefinierbar an. Ganz so als wäre er sich noch nicht sicher was er davon halten sollte. Oder als wäre sein Gehirn gerade dabei die Lächerlichkeit ihrer Tat zu verarbeiten. Aber das wollte sie nicht denken! Sie konnte das noch retten! Ganz sicher!
"Ehm... du bist... eh... das... eh... gefällt dir... das?", brachte sie stammelnd und darüber nachdenkend was sie verlockendes sagen sollte hervor, bemühte sich zwar um einen verlockenden Ton klang aber viel mehr nervös während ihre Stimme sich überschlug und mehrere Oktaven höher war. Es war... nicht sehr verführerisch.
Und da ihr Blick ja direkt auf Tysons Gesicht gerichtet war, konnte sie regelrecht sehen wie seine Stimmung von der vorherigen Undefinierbarkeit, zu ganz kurzer Irritation wechselte und schließlich in Belustigung umschlug. Belustigung die in einem schallenden Lachanfall endete.
Sehr zu Eilins Beschämung.
Knallrot lief sie an, spürte wie sogar ihre Ohren heiß wurden während Tyson sie los ließ und sich prustend den Bauch hielt. 
Das war der peinlichste Moment in ihrem bisherigen Leben.


Sicher, der Ältere hatte sie losgelassen, das hatte sie ja gewollt... aber doch nicht so!!! Verdammt nochmal! Sie hatte sich vollkommen lächerlich gemacht! Und der wagte es allen Ernstes auch noch sie auszulachen. Da hatte er die ganze Zeit so viel Beherrschung, zeigte nie zu viele Emotionen in seiner dummen Metallfresse und dann versuchte sie einmal über ihren Schatten zu springen und jemanden zu verführen... und der lachte sie aus!!!
Am liebsten hätte sie ihm irgendwas an den Kopf geworfen. Irgendetwas hartes, schweres.
"Hör sofort auf zu lachen!!!"
Fauchte sie ihn vor Beschämung schon richtig wütend an, schloss ihre Hände sogar zu Fäusten und spannte ihren gesamten Körper an. Wie gerne sie ihm gerade einfach eine runtergehauen hätte nur um irgendwie von dieser Peinlichkeit abzulenken.
Als Tyson dann auch noch um Atem bemüht eine Antwort gab, wurde es alles nur noch schlimmer.
"Du bist einfach... zu gut."
Wütend biss sie sich auf die Unterlippe, starrte ihn an als wolle sie ihm jeden Moment die Haut abziehen während er nach wie vor damit beschäftigt war sein Lachen wieder in den Griff zu bekommen.
Wie er es wagte sich einfach weiter über sie lustig zu machen! Sie konnte es gar nicht fassen!
Wutentbrannt stampfte sie mit ihrem Fuß auf, fauchte wiedermal wie eine wütende Katze und rauschte einfach davon. Das ließ sie sich nicht bieten! 
Auf ihrem Weg zu Treppe konnte sie es natürlich nicht bleiben lassen, Tyson mit der Faust gegen den Oberarm zu boxen. Und zwar nicht sonderlich zärtlich sondern eindeutig wütend. Leider brachte es ihr nicht die gewünschte Wirkung ein. Ganz im Gegenteil begann er nur wieder zu lachen! Verdammte Metallfresse!!!

Gerne hätte sie die modische Holztür zu seinem Schlafzimmer mit lautem Knall hinter sich ins Schloss geworfen, einfach nur um ihrer Wut und Scham irgendwie ein wenig Luft zu machen. Allerdings ließ sie das dann doch bleiben. Ein bisschen Gefauche und so hin oder her aber etwas kaputt zu machen wäre dann doch zu viel des guten gewesen.
Sie glaubte zwar nicht, dass Tyson sich sonderlich über eine ins Schloss geknallte Tür geärgert hätte aber Eilin war niemand der fremdes Eigentum zerstörte nur weil sie ein wenig wütend war. Zumal sie nicht mal unbedingt auf den Brünetten sondern eher auf sich selbst wütend war. 
Obwohl Tyson ihre Wut durchaus ebenfalls verdient hätte. Vielleicht nicht unbedingt dafür dass er sie ausgelacht hatte aber möglicherweise, nur ganz vielleicht, dafür dass er Lucy entführt, Deirdre entführt, sie entführt, sie mit einer Pistole bedroht, sie erpresst und ihr ständig zu nahe gekommen war. Ja doch, eigentlich hätte sie allen Grund wütend auf ihn zu sein. Aber gut, im Augenblick war sie ja aus einem anderen Grund verärgert. Obgleich ihre Reaktion vielleicht auch aufgrund der Gesamtsituation so übertrieben gewesen war. Sie war einfach nur endlos gestresst.
Man könnte sich nun natürlich fragen warum sie wiedermal ausgerechnet sein Schlafzimmer als Rückzugsort gewählt hatte. Der Grund dafür war ausgesprochen simpel. Warum nicht? Was machte es für einen Unterschied ob sie im Wohnzimmer, im Fitnessraum oder im Badezimmer war? Würde Tyson ihr zu nahe kommen und würde er irgendetwas tun wollen, könnte er es überall tun. Mal ganz davon abgesehen dass er stärker als sie war und sie auch einfach hochheben und dorthin tragen könnte wo er sie haben wollte. 
Außerdem schlief sie hier seit er sie hier festhielt also warum sollte sie sich noch groß darum kümmern diesem Zimmer fern zu bleiben? Wenn sie sich schon ärgern musste, dann wollte sie es wenigstens bequem dabei haben.
Wie auch immer, das spielte im Augenblick doch alles gar keine Rolle. 
Verärgert warf sie sich aufs Bett, krallte sich ein Kissen und vergrub ihr Gesicht darin um ihren Zorn nochmal ein wenig herauszuschreien ohne dass es irgendjemand mitbekam oder hörte. Dieser ganze Stress ließ sie wirklich noch durchdrehen.


Das Gesicht verziehend setzte sie sich wieder auf, zog sich den blöden viel zu warmen Pullover Tysons über den Kopf und pfefferte ihn wutentbrannt in eine Ecke des Zimmers. Das graue Tanktop von ihm ließ sie aber natürlich an, starrte nun erstmal beschämt und verärgert vor sich hin. Zumindest so lange bis sie die Tür hinter sich aufgehen hörte und sich mit einem mehr als deutlich missgestimmtem Blick umwandte.
Wie erwartet betrat Tyson und nicht Deirdre das Zimmer, im Gesicht ein für seine Verhältnisse ungewöhnlich stark amüsiertes Grinsen. Es stand ihm gut und kurz lenkte es sie sogar von ihrem eigentlichen Ärger ab. Zu schade dass er sich immer so gut im Griff hatte... 
Andererseits vielleicht auch ganz gut so. Eilin hatte nämlich ganz gewiss nicht vor Gefallen an ihrem verdammten Entführer zu finden! Auch wenn sie zugeben musste, dass es ihr teilweise tatsächlich ein klein wenig schwer fiel... sie wusste dass der Dunkelhaarige gefährlich war, gefährlicher wahrscheinlich sogar als sie ahnte. 
Aber er verhielt sich schlicht und ergreifend nicht so.
Locker ließ er sich vor ihr auf dem Bett nieder, ein Bein vom Bett baumelnd, auf das andere angewinkelte hatte er sich so halb drauf gesetzt. Eilins Reaktion darauf bestand aus zu Schlitzen verengten Augen und einem gefrierenden Blick. Naja vielleicht auch eher einem beleidigtem.
Ganz offensichtlich schien Tyson sich darum bemühen zu müssen nicht wieder loszulachen. Warum war er ihr gefolgt?! Um sich weiter über sie lustig zu machen oder was?! Na schönen Dank auch.
"Was ist? Willst du dich weiter über mich lustig machen oder was?!"


Sprach sie ihre Gedanken deutlich verstimmt aus und verzog direkt darauf auch schon aufgrund des beleidigten Tonfalls das Gesicht. Sie benahm sich wie ein kleines Mädchen. Aber sie war wütend! Und er brachte sie durcheinander mit diesem blöden Blick! Kein Wunder dass sie sich nicht fühlte als würde sie sich in den Händen eines gefährlichen Verbrechers fühlen wenn er sie anguckte wie so ein Welpe!
"Nein.", gab er da auch schon bemüht ruhig von sich, konnte aber einen leicht spöttisch amüsierten Klang nicht gänzlich unterdrücken. Wofür er von Eilins Blicken selbstverständlich sogleich auch schon aufgespießt wurde.
Erheitert schüttelte er den Kopf und griff schließlich nach einem ihrer Handgelenke, nahm ihre Hand in seine andere und begann damit mit dem Daumen ihre Handinnenfläche zu massieren. Dabei ging er sehr langsam, mit sachtem Druck vor, strich ihr währenddessen mit den Fingerspitzen der ihr Handgelenk umfassten Hand immer wieder sanft über die Haut.
Ein leises Kribbeln ging von dort aus, wollte kleine Schauer durch ihren Körper jagen, doch sie unterdrückte es mit aller Gewalt, starrte den Kerl nur mit misstrauischen, irritierten Blicken an. Was sollte das jetzt bitte werden? Wollte er sie gerade allen Ernstes schon wieder versuchen zu verführen?! Direkt nachdem er sich über sie lustig gemacht hatte?!
"Dein Versuch war tatsächlich eher zum Lachen als ernst zu nehmen." 
Für diese Wort zog sie ihm abermals mit Blicken die Haut ab, spürte allerdings auch wie ihre Ohren und Wangen an Hitze zunahmen.Tyson ignorierte ihre Blicke einfach als würde er sie gar nicht bemerken, sprach in ruhiger, nach wie vor amüsierter Tonlage weiter.
"Aber weißt du Eilin, wenn du dich ein bisschen locker machen würdest, könntest du das sicher besser hinbekommen."
"Sooo?", gab sie gedehnt und in spitzer Tonlage von sich, musterte den Mann aus zu Schlitzen verengten, argwöhnischen Augen. 
"Und warum genau sagst du mir das jetzt? Klingt ja fast so als würdest du wollen dass ich 'den Spieß umdrehe'."
Darauf erhielt sie wieder mal ein amüsiertes, für seine Verhältnisse abermals sehr breites Grinsen. Seine Stimme klang allerdings ruhig.
"Warum sollte ich es nicht wollen?"
"Vielleicht würde ich dich so scharf auf mich machen dass du es gar nicht mehr in meiner Nähe aushalten würdest."
Kurz fiel ihr Blick wieder auf seine Hände, die nach wie vor mit der ihren beschäftigt waren. Langsam machte sie das nervös. Und sie konnte aus dem Augenwinkel heraus ganz genau erkennen, dass Tyson das auch bemerkte. 
Zumal die Hand mit der er ihr Handgelenk festgehalten hatte, sich nun langsam, die warmen Fingerspitzen über ihre zarte Haut streichelnd, ihren Unterarm entlang bewegte, prickelnde, kribbelnde Stellen hinterlassend.
Die kurzen Schauer ignorierend starrte sie Tyson wieder bemüht beherrscht ins Gesicht, fügte noch fast schon herausfordernd hinzu:
"Und dann würde ich dich trotzdem nicht an mich ranlassen."
Das nun wieder schmale, irgendwie beunruhigende Lächeln in seinem Gesicht jagte ihr einen abermaligen Schauer über den Rücken, von dem sie nicht genau sagen konnte welcher Art er war.


"Glaubst du wirklich dass du das könntest?"
Seine Hand wanderte weiter, strich nun ihren Oberarm entlang über die Schulter bis er den Träger des etwas zu großen Tanktops erreicht hatte. Sie spürte das immer stärker werdende Kribbeln welches seinen Berührungen folgte, den Fingerspitzen wie sie unter dem Stoff über ihre Haut glitten während die andere nach wie vor ihre Handinnenfläche massierte. Es machte sie immer nervöser.
Nicht dass es unangenehm wäre... aber vielleicht war auch genau das, das Problem daran. Und auch genau das, was er mit seiner Frage andeuten wollte. Ehrlich gesagt, wusste Eilin tatsächlich nicht ob sie, sie bejahen konnte...
Trotzdem tat sie es natürlich. Auch wenn ihre Stimme dabei nicht ganz so überzeugt klang wie sie es wollte.
"Selbstverständlich könnte ich das."
Sein folgendes Grinsen sprach Bände. Und ihre Reaktionen auf seine Berührungen ebenfalls. Warum zog sie eigentlich ihren Arm nicht endlich zurück verdammt?! Sie versuchte es sogar kurz, musste allerdings feststellen, dass er sie fest genug im Griff hatte um ihren eher halbherzigen Versuch scheitern zu lassen.
Und nicht nur das, er zog sie nun sogar an der Hand näher zu sich und rutschte mit der die ihr eben noch über die Haut unter dem Ärmel gestrichen hatte, unter dem Stoff durch auf ihren Rücken. Ein heißes Kribbeln breitete sich unter ihrer Haut aus, verursachte eine sachte Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper. Sehr zu ihrer Verärgerung natürlich.
Redete sie sich jedenfalls ein.
"Worauf wartest du dann noch?", raunte er ihr da auch schon, ihrem Gesicht viel zu nahe, zu, grinste ihr provozierend verlockend zu.
Was sollte das werden?! Wollte nicht er von ihr verführt werden?! Und jetzt versuchte er nur wieder ihr den Kopf zu verdrehen! Okay sie musste sich zusammenreißen. Jetzt war auch Deirdre nicht direkt hier und sie musste nicht darauf achten irgendwas nicht zu tun was ihre Tochter nicht sehen sollte.
Wobei es das natürlich gefährlicher machte, doch darüber dachte sie nicht nach.
Die viel entscheidendere Frage war allerdings... was sollte sie denn jetzt machen? Sofort versteifte sie sich wieder etwas, versuchte hölzern und mit hochkonzentriertem Blick den freien Arm zu heben. Sie konnte sehen dass es den Älteren amüsierte wie sie sich abmühte. Dieser Arsch. Aber wenigstens brach er nicht abermals in Lachen aus.
Statt sie allerdings einfach weiter lächerliche Dinge tun zu lassen, zog er seine Hand aus 'ihrem' Tanktop zurück, ließ die Zeigefinger- und Daumenspitze dabei ganz langsam vom Oberarm, über den Unterarm, bis hin zu ihrem Handgelenk streicheln, als würde er irgendeiner imaginären Linie folgen.


"Du solltest dabei weniger nachdenken."
Hörte sie seine leise, irgendwie verlockend klingende Stimme, konnte sich allerdings schwer darauf konzentrieren da er es nicht nur bei Worten beließ. Tat er irgendwie nie. Nein, er zog die Hand zurück deren Fingerspitze ihr eben noch über die Haut gestreichelt hatte, legte sie sanft auf ihr anderes Handgelenk und half ihr dabei es locker auf seinen Oberschenkel zu legen. Nicht zu weit oben aber trotzdem ein Stück weit über dem Knie.
Seine Hand blieb auf ihrer liegen, begann nun damit mit ihren Fingern zu spielen, während sein Blick sich auf ihr Gesicht fixiert hatte, den ihren festhielt wie hypnotisiert. Die andere brach die 'Massage' nun endlich ab, strich langsam von der Handinnenfläche ausgehend über ihr Handgelenk, die Unterseite ihres Unterarms entlang und sorgte dadurch dafür, dass ihre Fingerspitzen ganz automatisch über die warme Haut seines Arms zu streichen begannen. 
Sie verstand es nicht.
Beziehungsweise verstand sie es doch, wusste aber nicht wie sie darauf reagieren sollte.
Nach wie vor hing ihr Blick an Tysons Augen, jagten sachte Schauer über ihren Rücken und prickelte es unter ihrer Haut wo er sie berührte.
Wie automatisch ließ sie ihre Fingerspitzen nun ihrerseits über seinen Arm gleiten, den Unterarm entlang und langsam über den Oberarm. Statt allerdings unter den Stoff seines Shirts zu gleiten wie er vorhin bei ihr, strich sie oberhalb über seine Schulter bis hin zu seinem Hals. Mit den Fingernägeln sachten Druck ausübend fuhr sie seine erstaunlich weiche Haut entlang, durfte beobachten wie er den Kopf leicht zur Seite neigte damit sie besser hinkam.
Offenbar gefiel es ihm, jedenfalls schloss sie das aus dem zufriedenen Gesichtsausdruck den er nun aufsetzte. Trotzdem war da noch ein kleiner, amüsierter Schatten, kaum merklich aber definitiv vorhanden. Eilin dachte sich aber nichts weiter dabei.
Er würde schon sehen was er davon hatte.
Spätestens wenn er mehr wollte und sie es ihm nicht geben würde. 
Zumindest hoffte sie, dass es genau so sein würde. Sie musste auf jeden Fall aufpassen, das stand außer Frage. Da war schließlich schon jetzt ganz eindeutig eine viel zu starke Spannung zwischen ihnen. Eine die da definitiv nicht hingehörte wenn es nach ihr ginge.
Langsam ließ sie ihre Fingerspitzen weiter gleiten, strich damit hinter seinem Ohr entlang und vergrub sie in seinem Haar am Hinterkopf, kraulte ihm mit immer weniger vorsichtigen Bewegungen hindurch. Er schien es in vollen Zügen zu genießen und was noch viel erstaunlicher war, war dass er sogar für einen Augenblick die Augen schloss.
Damit hatte sie nicht gerechnet.


Traurigerweise beließ er es nicht allzu lange dabei. Aus halb geöffneten Augen heraus durchbohrte er sie regelrecht mit seinen Blicken, verursachte schon allein dadurch ein unbestimmtes Prickeln unter ihrer Haut. 
Was zur Hölle tust du dir da an Eilin...


Mit aller Macht bemühte sie sich darum bloß nicht zu vergessen, dass gerade sie versuchte ihn mit etwas was er nicht bekommen würde zu verführen und in den Wahnsinn zu treiben und nicht andersrum. Leider wurde es jetzt schon schwer diese Gedanken im Kopf zu behalten und das obwohl sie noch gar nicht wirklich etwas tat... 
Schwer atmete sie ein und aus, ließ nun die Fingerspitzen ihrer anderen Hand über seinen Oberschenkel und die Finger seiner ebenfalls dort liegenden Hand streichen, spürte dabei allerdings auch wie er der Geste mit den seinen entgegen kam, wieder mit ihren zu spielen begann.
Und auch seine andere Hand blieb nicht untätig, glitt langsam über ihre Taille und auf ihren Rücken um sie näher zu ihm zu ziehen. Okay... das wurde langsam gefährlich. Irgendwo in ihrem Hinterkopf schrillten alle Alarmglocken auf.
Doch sie ignorierte sie, ob bewusst oder nicht war dabei die andere Frage. Wohl eher letzteres.
Widerstandslos ließ sie sich dieses mal zu ihm ziehen, fühlte wie sie mit Bauch und Oberkörper gegen ihn gedrückt wurde und hatte im nächsten Augenblick auch schon seine weichen, vollen Lippen an ihrem Hals, war ohne es selbst wirklich zu registrieren in eine sitzende Position auf seinen Oberschenkel gerutscht.


Heiße kribbelnde Schauer jagten ihr durch den Körper, ließen sie leicht erzittern und abermals schwer ausatmen als er dann auch noch damit begann ihre empfindliche Haut am Hals zu küssen, hier und da sogar sacht hinein biss. Ihre Hand vergrub sich fester in seinem Haar, ihr Kopf legte sich wie automatisch zur Seite.
Irgendwie lief das nicht so ab wie sie sich das vorgestellt hatte.
Ihr Hirn wie leer gefegt, mit den Gedanken irgendwo aber sicher nicht da wo sie sein sollten, schloss sie genießerisch die Augen, ließ ihre Hand von seinem Oberschenkel über seine Seite und am Rücken unter sein Shirt gleiten.
Zu ihrem Nachteil konnte sie natürlich das zufriedene, immer breiter werdende Grinsen in Tysons Gesicht nicht sehen während er sich mit dem Mund weiterhin ihrem Hals widmete. Eilin war im Augenblick überhaupt nicht bewusst wie sehr sie ihm gerade in die Hände spielte und wie wenig sie das tat was sie eigentlich vorgehabt hatte. Oder es zumindest nicht so tat, dass es auch so enden würde wie sie es geplant hatte.
Langsam wurde ihr das Oberteil Stück für Stück hoch geschoben, gefolgt von den minimalen Berührungen seiner Fingerspitzen. Aus nun ebenfalls halb geöffneten Augen und schon ganz abwesendem Blick starrte sie in Tysons hypnotisierende Seelenspiegel, bemerkte gar nicht wirklich wie ihre Gesichter sich immer näher kamen. Es war einfach so intensiv alles und so anders als alles was sie bisher gehabt hatte...


Von einem plötzlichen, lauten Klopfen wurde die junge Rothaarige schlagartig aus ihrer Trance gerissen, starrte den Kerl auf dessen Schoss sie es sich gerade ganz offensichtlich bequem gemacht und den sie beinahe geküsst hätte, aus vor Verwirrung und Erschrecken weit aufgerissenen Augen an. Was... was zur Hölle tat sie da gerade.
Ruckartig ließ sie von ihm ab, schreckte zurück und fiel halb vom Bett während die Stimme ihrer Tochter sie von der anderen Seite der Tür rief. Oh mein Gott... wäre Deirdre nicht genau im richtigen Moment zur Stelle gewesen... oh Gott... Eilins Herz schlug ihr bis zum Hals und sie lief schlagartig knallrot an, öffnete den Mund um etwas zu sagen, bekam aber keinen Laut über ihre Lippen. 
Verdammt nochmal was zur Hölle hätte sie gerade beinahe getan?! Das war alles ganz anders geplant gewesen! Jetzt hätte sie das 'Spiel' beinahe verloren bevor es überhaupt richtig begonnen hatte!
Tyson für seinen Teil blieb augenscheinlich sehr ruhig, hatte nur im allerersten Moment ein wenig irritiert und ganz kurz vielleicht sogar enttäuscht gewirkt. Nachgesetzt hatte er ihr allerdings nicht, schmunzelte nur wieder schmal und sichtlich amüsiert. Ihm hatte es ganz offensichtlich gefallen. Aber er hatte ja bisher auch keinen Hehl daraus gemacht dass er ihr gern sehr viel näher kommen würde.
"Ich... ich komme schon Deirdre! Eine... eine Sekunde!"
Bemühte sie sich ohne stammeln hervorzubringen, schaffte es allerdings nicht das nervöse und leicht atemlose Zittern ihrer Stimme zu unterdrücken. Rasch schob sie ihr Oberteil wieder runter, sprang vom Bett auf und wollte zur Tür laufen, wurde allerdings doch noch einmal kurz von Tyson festgehalten der sie sanft zu sich herunter zog.


Im nächsten Augenblick hatte sie auch schon seine verlockenden Lippen auf den ihren, spürte dieses Kribbelige Gefühl welches sich von dort und ihrem gepackten Handgelenk und Oberarm ausgehend wie ein Stromschlag unter ihrer Haut zu verteilen begann. Ihr Herz raste und ihr Blick sprach von Verwirrung, Überforderung und vielleicht auch einem kleinen, klitzekleinen bisschen Verlangen als sie seinen leise geraunten Worten lauschte:
"Ich glaube nicht dass es bei diesem Spiel einen Verlierer geben wird."


Was wollte er damit sagen? Mit zitternden Beinen stolperte sie zur Tür als er sie wieder losließ und ihr kurz darauf auch schon in aller Seelenruhe und sehr viel weniger schnell folgte. Das Blut rauschte ihr nur so in den Ohren und die Hitze gerade war unerträglich. Sie hatte das Gefühl eine Achterbahnfahrt der ganz besonderen Art hinter sich zu haben so sehr raste ihr Puls als sie die Tür endlich öffnete und in das Gesicht ihrer fragend und minimal besorgt guckenden Tochter blickte.
Das war verdammt gefährlich gewesen. Wenn sie dieses Spiel fortsetzen wollte, dann definitiv nicht mehr im Schlafzimmer. Irgendwo in den Tiefen ihres Unterbewusstseins gab es eine leise Stimme die ihr zurief, dass dieses Spiel ganz allgemein eine ausgesprochen dumme Idee war und sie das sofort und gänzlich unterlassen sollte. Nur war Eilin so sehr durch den Wind und so überfordert mit der Gesamtsituation dass sie sie nicht hörte.

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