Freitag, 25. November 2016

Vorgeschichte Kapitel 24

24. Tränen und Antworten

Deirdre


Tief stand die Sonne bereits am Horizont, tauchte die ockerfarbenen Berge in goldgelbes, sanftes Licht. Ein laues Lüftchen wehte, wirbelte den sandigen Untergrund hier und da ein wenig auf. Die Temperaturen waren angenehm wohlig warm, umschmeichelten die Haut wie eine flauschige Kuscheldecke.
Davon jedoch gänzlich unberührt, stand das kleine, rothaarige Mädchen vor dem großen, hübschen Haus in dem ihr Vater sich wohl gerade befinden musste und betrachtete es nachdenklich. Es sah wirklich toll aus und soweit Deirdre das in ihrem jungen Alter feststellen konnte auch sehr viel teurer als das in dem sie mit ihrer Mum und ihren Geschwistern lebte.
Hatte ihr Daddy so viel Geld? Oder hatte seine andere Familie so viel? War seine Frau reich? Einen Augenblick stellte Deirdre sich vor dass sie jetzt vielleicht zwei Familien hatte. Zwei Mommys, viel mehr Geschwister und zwei Häuser. Vielleicht sogar eine große Schwester! Das wäre gar nicht so schlecht. Aber eine zweite Mommy wollte sie eigentlich nicht, sie war ziemlich zufrieden mit der die sie hatte. Vielleicht konnte diese Tiana ja auch ihre Tante sein. War sie ja so gesehen auch. Immerhin war sie ja die Schwester ihrer Mutter.
Das war ein merkwürdiger Gedanke. Dass ihr Daddy mit ihrer Mommy und ihrer Tante zusammen war. Ganz schön unvernünftig und hinterhältig. Sogar Deirdre wusste genug von Beziehungen um zu wissen dass man sowas nicht machte.
Aber wie dem auch sei, deshalb war sie ja nun nicht hier. Genau genommen war sie hier, um ihrem Vater mitzuteilen dass es ihr gut ging und dass sie einen Plan aushecken mussten um ihre Mommy zu retten. Naja oder vielleicht eher einen um Shereena zu helfen. Ihre Mommy konnte ganz gut auf sich selbst aufpassen und außerdem gefiel Deirdre der Gedanke von ihr und Mr. Verbrecher. Sie passten wirklich gut zusammen.
Anfangs hatte Deirdre ja noch gedacht sie müsse Lucy retten und dass Tyson ein böser gemeiner Verbrecher war. Aber mittlerweile war sie zu dem Entschluss gekommen, dass er ein lieber Kerl war. Vielleicht nicht in jeder Hinsicht aber sie konnte sich nicht vorstellen dass er seiner Tochter oder Lucy etwas böses wollte.
Deirdre würde ihn das nächste Mal wenn sie ihn sah auf jeden Fall fragen weshalb er Shereena überhaupt bei sich haben wollte und warum sie nicht bei Lucy leben sollte. Sie fragte sich sowieso warum ihn das bisher niemand gefragt hatte.
Ihr Blick glitt wieder zu der schönen, hölzernen Tür vor der sie seit einigen Herzschlägen stand und vor sich hin sinnierte. Irgendwie fühlte sie sich nervös. Ob ihre zweite Familie sie wohl mögen würde? Hoffentlich. Deirdre wäre ziemlich traurig wenn nicht. Aber ihr Daddy würde sie schon davon überzeugen dass sie ein liebes Mädchen war und dass sie, sie mögen sollten.



Kurz zögerte sie noch, klopfte dann aber doch energisch gegen das harte Holz, wartete darauf dass ihr die Tür geöffnet wurde. Es dauerte gar nicht lange, bis auch schon ein kleiner, blonder Junge, etwa in ihrem Alter öffnete und sie fragend anguckte. 
"Oh! Du bist ja so alt wie ich! Bist du eine Freundin von Jeremy? Eigentlich kenn ich alle seine Freunde!"
Deirdre zögerte abermals kurz, musterte den blonden Jungen aufmerksam und holte dann tief Luft um den Kopf sacht zu schütteln und toternst auf seine Fragen zu antworten:
"Nein bin ich nicht. Ich suche meinen Daddy! Kannst du ihn mal holen bitte?"
Jetzt wirkte der Junge richtig verwirrt und Deirdre fragte sich schon einen Moment ob er vielleicht nicht verstanden hatte wovon sie sprach, doch da drehte er sich auch schon in Richtung Innenraum hinter der Tür und rief laut nach seinem Vater. Und nicht nur das, er erzählte auch gleich noch dass da ein kleines Mädchen vor der Tür stand und erzählte sie würde ihren Daddy suchen.
Infolgedessen kam nicht nur Joel zur Tür getrottet, sondern auch eine hübsche, blonde Frau mit langem, wallendem Haar folgte ihm auf dem Fuß. Ob das wohl seine Frau war? Deirdre bedachte sie mit einem kurzen, neugierigen Blick, wandte sich dann aber doch lieber ihrem plötzlich stark erbleichten Vater zu.
"Daddy!"
Rief sie freudig aus, lächelte ihm überschwänglich entgegen, setzte aber direkt darauf auch schon wieder einen ernsten Blick auf.
"Ich hab dich gesucht weil ich gerade nicht bei Mommy bleiben konnte! Wir müssen uns zusammen jetzt überlegen was wir als nächstes machen sollen!"
Erwartungsvoll blickte sie in sein Gesicht, wartete schon darauf dass er ihr zustimmte und sie mit nach drinnen einlud damit sie darüber sprechen und er ihr ihre Geschwister und ihre Tante vorstellen konnte. Diese sah allerdings nicht so aus als wäre sie sonderlich begeistert, sie wirkte eher... verwirrt? Verwirrt und irgendwie beunruhigt. Und misstrauisch.
Sie warf Joel sogar einen bohrenden, eine Erklärung verlangenden Blick zu unter dem dieser geradezu in sich zusammensank. Nur die Reaktion seinerseits die direkt daran auf Deirdres Worte folgte, damit hätte sie im Leben niemals gerechnet.
Er warf seiner Frau einen kurzen irritierten, ratlosen Blick zu und ging dann vor der kleinen Rothaarigen in die Hocke um sie mit einem ernsten, tadelnden Blick zu bemessen. Seine Stimme klang als würde er mit einem fremden Kind reden und auch der Inhalt seiner Worte wirkte nicht gerade als würde er sie kennen.
"Hey Kleine, ich weiß ja nicht wie du darauf kommst dass ich dein Vater wäre aber sowas tut man nicht. Du kannst doch nicht einfach an irgendwelche fremden Häuser klopfen und irgendwelche Lügen erzählen."
Was redete er da? Warum behauptete ihr Daddy dass sie log? Deirdre war so verwirrt, dass sie gar nicht wusste was sie sagen sollte. 
"Ich lüge nicht! Warum sagst du sowas Daddy?! Ich dachte du freust dich dass ich abhauen konnte und zu dir gekommen bin! Wir sind doch eine Familie!"


Sie konnte sehen wie sein Blick kurz flackerte und auch wie die Frau ihm einen immer bohrenderen, langsam wütend werdenden Blick zuwarf. Seine Reaktion darauf bestand aus einem verärgerten verziehen des Gesichts und den schimpfend ausgesprochenen Worten:
"Das ist jetzt aber genug Kleine. Wie du siehst habe ich hier schon eine Familie und das ist die einzige die ich habe. Hör bitte auf so einen Unsinn zu reden. Wo sind deine Eltern?"
Sie konnte es nicht fassen. Verleugnete ihr Vater gerade allen Ernstes ihre Existenz und stellte sie auch noch als Lügnerin dar? So entsetzt darüber dass sie gar nicht sofort reagieren konnte, starrte sie den Mann der verleugnete ihr Vater zu sein einfach nur an, beobachtete aus langsam immer feuchter werdenden Augen wie er zu seiner Frau aufsah und ratlos erklärte:
"Ich sollte sie vielleicht lieber zur Polizei bringen. Sie scheint ein bisschen verwirrt zu sein. Wer weiß schon ob ihr sonst noch irgendetwas zustößt."
Ein Stirnrunzeln der Frau folgte, während sich Deirdres Magen schmerzhaft zusammenzog und ein dicker Kloß sich in ihrem Hals zu bilden begann. Das war nicht wahr. Ihr Daddy wollte sie nicht mehr. Jetzt wollte er sie sogar schon zur Polizei bringen.
Sein Blick wandte sich wieder ihr zu, wirkte fast schon beschwörend während er nachdrücklich und ernst mit ihr sprach:
"Wie wäre es wenn wir zusammen nach deinem echten Daddy suchen gehen und mal bei den Polizisten nachfragen? Ist das nicht eine gute Idee?"
Ja war das nicht eine gute Idee? Deirdre dämmerte langsam was ihr 'Daddy' mit dieser Aktion bezweckte. Er wollte nicht dass seine Frau von ihr erfuhr. Er wollte sie verleugnen. Diese blonde Frau mit ihren vier Kindern - von denen Deirdre eins ja nun hatte kennenlernen dürfen - waren ihm wichtiger als sie und ihre Mum.
Er hatte sich gerade in einem Moment in dem die kleine Rothaarige ihn wirklich gebraucht hätte, dafür entschieden sein Familienglück nicht zu zerstören und einfach so zu tun als wäre sie irgendein verrücktes, böses Mädchen das Lügen erzählte und Familien zerstörte.
Heiße Tränen schossen ihr in die Augen und mit einem schnellen Ruck pfefferte sie ihm eine harte Ohrfeige ins Gesicht, schrie ihn weinend und einfach nur unglaublich wütend und enttäuscht an:
"Du bist ein Scheiß Daddy und ein Lügner auch noch! Ich werde das alleine alles in Ordnung bringen, ich brauch dich nicht! Geh doch allein zur Polizei und lass dich als Lügner in irgendeine Zelle sperren!"


Eine Antwort oder Reaktion seinerseits wartete sie gar nicht erst ab, machte auf dem Absatz kehrt und rannte so schnell davon wie sie nur konnte. Sie wollte sich nicht weiter als Lügnerin und Fremde behandeln lassen und sie wollte nicht weiter von ihrem geliebten Daddy verleugnet werden.
Ihr kleines Herz fühlte sich an als würde es ihr in der Brust zerspringen wollen, sie rannte so schnell dass ihre Lungen nach kürzester Zeit brannten als hätte sie Feuer geschluckt. Trotzdem lief sie einfach weiter und drehte sich kein einziges Mal um. Sie wollte nicht sehen ob ihr Vater ihr folgte oder nicht, sie wollte nicht sehen wie er bei seiner anderen Familie blieb und sie einfach gehen ließ als wäre sie nur irgendein Kind. Sie wollte nicht sehen wie egal sie ihm war.
Warum wollte ihr Daddy sie nicht mehr? Warum war sie ihm nicht mehr wichtig? War er so böse auf sie, dass er sich entschieden hatte, dass sie nicht mehr seine Tochter war? Deirdre verstand es einfach nicht. Hoffentlich war seine Frau jetzt so böse auf ihn dass sie ihn richtig zusammen schimpfte. Ihre Mommy hätte das getan!
Aber Deirdre wollte darüber gerade nicht nachdenken, sie wollte gerade über gar nichts mehr nachdenken. Sie wollte... sie wollte zu ihrer Mommy. Sie wollte zu jemandem der sie wollte und der nicht so tat als würde er sie nicht kennen. Sie wollte getröstet und lieb gehabt werden. Es war ihr egal ob das ihre Pläne zunichte machte und ob es dumm war zurückzugehen. Sie konnte ohnehin sonst nirgends hin.

Eine Stunde später saß das kleine Mädchen mit den verheulten, geröteten Augen im Bus nach Newcrest, starrte trübsinnig und unglücklich aus dem Fenster und spielte mit dem Schlüssel zu Tysons Haus. Die nächste Station musste sie aussteigen, es war gar nicht mehr weit. Und dann konnte sie sich in die Arme ihre Mommy werfen und sich ausweinen und sie würde sich dann lieb um sie kümmern und sie trösten.


Ein leises Schniefen folgte, sie wischte sich noch einmal über die feuchten Augen und die glänzenden, roten Wangen, da hielt der Bus auch schon an und Deirdre kletterte von ihrem Sitz um hastig aus dem Bus auszusteigen. Die letzten hundert Meter zu dem großen, modernen Haus legte sie im Laufschritt hinter sich. Hinter den Glastüren brannte Licht, ebenso im Esszimmer. Das hieß ihre Mommy war noch wach! Oder vielleicht auch nur Tyson aber das war ihr egal.
Hastig und mit zitternden Fingern versuchte sie den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken, ließ ihn jedoch immer wieder fallen. Sie konnte gar nicht richtig sehen weil ihr Blick immer mehr verschwamm während die wieder aufkommenden Tränen ihre Augen füllten.
Sie bemerkte den Schatten hinter der Tür erst als diese plötzlich von selbst aufschwang und im nächsten Augenblick auch schon der brünette Verbrecher vor ihr in die Hocke ging, ihr einen fragenden Blick zuwarf.
Er hatte ihre Tränen noch nicht gesehen, dafür war die Cap zu tief in ihr Gesicht gezogen, allerdings schien er zu bemerken dass irgendetwas nicht stimmte.
"Na du warst ja nicht lange weg. Hast du deinen Vater nicht gefunden?"
Natürlich versuchte Deirdre sich zusammenzureißen, nicht sofort wieder loszuheulen, aber als der Mann ihren Vater erwähnte und sie nirgends auch nur den Anschein ihrer Mutter sah, war es um sie geschehen. Sie brach wieder in Tränen aus, schlang schluchzend ihre Arme um den Hals des Verbrechers und brachte in herzzerreißendem Weinen hervor:
"Er hat... er hat... er hat gesagt... dass ich... dass ich lüge... und dass... dass ich gar nicht... seine Tochter bin... er hat mich... nicht mehr lieb...." 
Der Rest ihrer Worte ging in unverständliches Gestammel und Schluchzen über, während das kleine Mädchen sich an den Älteren klammerte und ihr nassen Gesicht in seiner warmen Schulter vergrub. Sie bemerkte durchaus, dass Tyson im ersten Moment offenbar nicht wusste wie er reagieren sollte und hatte schon Angst dass er sie jetzt auch wegstieß oder wegschickte, doch dann spürte sie wie er vorsichtig einen Arm um ihren Rücken legte und den Anderen unter ihren Hinten schob und sie während er sich wieder in die Höhe stemmte hochhob. 
Beiläufig ließ er die Tür hinter ihr ins Schloss fallen und sie hörte ihn resignierend seufzen und in abwesender Tonlage murmeln:
"Ich hatte ja erwartet dass er nicht sonderlich erfreut sein würde aber das kam jetzt doch etwas unerwartet."
Deirdre reagierte nicht weiter darauf, klammerte jetzt auch noch ihre Beine um seine Taille und drückte sich noch enger an ihn, weinte immer mehr und lauter. Dabei jammerte sie immer wieder unter Schluchzern dass ihr Daddy sie nicht mehr wollte und nicht mehr lieb hatte.


Es tat gut wie ihr dabei beruhigend über den Kopf gestreichelt wurde und der gar nicht so böse Verbrecher versuchte mit beruhigender Stimme mit ihr zu reden:
"Jetzt beruhig dich erstmal. Dein Vater hat dich sicher noch lieb, er ist einfach nur ein dummer Feigling und wusste nicht was er machen sollte. Und da hat er sich für das dümmste und falscheste entschieden."


"Wo 's... Mommy...."
Jammerte das kleine Mädchen nur zur Antwort, starrte aus feuchten Augen und mit einem Blick den nur Kinder mit gebrochenen Herzen zustande brachten in die seinen. Es war unübersehbar dass er nicht so recht wusste was er machen sollte aber sie konnte erkennen, dass sie ihm Leid tat, hörte direkt darauf auch schon wie er seufzte und beruhigend erwiderte:
"Sie schläft. Möchtest du dass wir sie wecken und du erzählst ihr was passiert ist?"
So verlockend der Gedanke an die warme und liebevoll tröstliche Umarmung ihrer Mutter auch war, so wenig wollte das kleine Mädchen sie jetzt wecken und alles nochmal erzählen. Ihre Mommy würde sicher wütend werden und vielleicht auch über ihren Daddy schimpfen. Zurecht natürlich und Deirdre war auch unglaublich wütend und enttäuscht und unglücklich aber sie wollte das gerade nicht. 
Außerdem begann sie langsam sich ein wenig zu beruhigen, bekam allmählich wieder die Gedanken daran ihre schöne Flucht zerstört zu haben zurück in ihren Kopf. Ihre Mommy war sicher stolz auf sie gewesen und jetzt war sie schon wieder da und hatte sie zurück in diese doofe Situation gebracht.
Hastig und laut schniefend schüttelte sie den Kopf, vergrub ihr Gesicht wieder in Tysons Schulter und jammerte leise weiter vor sich hin, spürte wie er ihr wieder beruhigend über den Kopf streichelte.
Leise hörte sie ihn seufzen, lauschte seinen ruhigen, ebenso leisen Worten.
"Magst du was zu trinken? Einen Kakao oder so?"
Abermals schüttelte sie den Kopf, klammerte sich wie ein Äffchen an den Älteren und schluchzte leise vor sich hin. Sie bemerkte nur beiläufig wie er wiedermal seufzte, sich wieder in Bewegung setzte und es sich dann im Wohnzimmer auf dem großen, modernen Sofa bequem machte. 
Sie sah einige leicht feuchte Stellen an Wand und auf dem Stoff der Couch, als hätte jemand irgendetwas sauber gemacht, dachte aber nicht weiter darüber nach. Gerade gab es anderes was sie weitaus mehr beschäftigte. Zum Beispiel ihr Vater und die Tatsache dass sie ihre Pläne zunichte gemacht hatte nur weil sie ein bisschen unglücklich gewesen war. 
Aber Deirdre war nun mal ein Kind und sie konnte nicht immer rational handeln. Für ihre sieben Jahre war sie ohnehin schon ausgesprochen erwachsen, da vergaß man vielleicht manchmal wie jung sie eigentlich wirklich war.
Es bedurfte noch fast einer ganzen halben Stunde um sie wieder einigermaßen zu beruhigen und ihr Denken wieder klarer werden zu lassen. Und als es endlich soweit war, schämte sie sich fast schon für ihr Handeln, löste sich aber trotzdem nicht von Tyson. Zumindest nicht gänzlich.
Auf seinem Schoss sitzen bleibend, richtete sie ihren Oberkörper halbwegs auf, blickte ihm schuldbewusst und unglücklich ins fragend aufmerksame Gesicht. Ein bisschen wirkte es, als würde er abschätzen ob man wieder mit ihr reden konnte und ob sie sich langsam wieder beruhigt hatte. Vielleicht auch als würde er darauf warten, dass sie irgendetwas zu ihm sagen würde.
"Muss ich... jetzt wieder hier bleiben und dir den Schlüssel zurückgeben...?"
Brachte sie schließlich doch endlich über ihre Lippen, wischte sich beiläufig mit den Handrücken die Tränen von den Wangen. Die Reaktion die sie bekam fiel anders als erwartet aus, denn Mr. Verbrecher schmunzelte nur milde amüsiert und stellte klar:
"Nein. Du kannst den Schlüssel behalten und gehen wann du möchtest."


Einen Augenblick zögerte Deirdre, ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und kam dann zu einem für sie nicht unbedingt unerwartetem Ergebnis, für die Gedanken einer typischen siebenjährigen allerdings schon. Aber Deirdre war nun mal kein normales Kind.
"Damit Mommy dir leichter verfällt?"
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie das Gefühl einen fast schon ertappten Ausdruck in seinen Augen zu sehen, doch der Erwachsene hatte sich ausgesprochen gut im Griff, legte nun sogar ein breites, belustigtes Grinsen auf seine Lippen als er ihr ruhig eine Antwort gab.
"Vielleicht. Hättest du denn was dagegen?"
Als ob ihre Antwort irgendetwas an seinen Absichten geändert hätte. Aber Deirdre freute sich darüber, dass er sie quasi indirekt um Erlaubnis bat.
"Nein. Bist du verliebt in meine Mum?"
Beinahe hätte der Mann sich an seiner eigenen Spucke verschluckt, räusperte sich sogar kurz mit ein zwei Hustern und erwiderte schließlich schief aber nach wie vor amüsiert - wenn auch minimal irritiert - grinsend: 
"Spielt das eine Rolle? Wie kommst du darauf?"
"Vielleicht. Du hast sie immer so angeguckt und bist obwohl du uns entführt hast immer so lieb zu ihr und bemühst dich um sie. Außerdem hast du mich gehen lassen um allein mit ihr zu sein und ich glaube nicht, dass du so ein starkes Druckmittel aufgegeben hättest wenn es nur wäre um meine Mum leichter verführen zu können."
Die daran folgende Irritation in Tysons Gesicht war echt und offenbar dachte er wohl das erste mal wirklich selbst darüber nach. War ihm das etwa nicht klar gewesen? Wirkte fast nicht so. Aber Deirdre sollte es recht sein. Wenn er sich in ihre Mum verliebte, würde diese ganze Situation sehr viel einfacher zu lösen sein als wenn er sie nur 'mochte'.
Schlussendlich zuckte er aber doch nur mit den Achseln und zauberte das höchst amüsierte, typische Mr. Verbrecher Grinsen zurück auf sein Gesicht, fragte im leicht kühlen aber nicht unfreundlichen Plauderton:
"Ist das so? Und wie guckt deine Mommy mich deiner Meinung nach an?"
Deirdre war sich nicht ganz sicher was die Antwort zu bedeuten hatte aber es machte zumindest deutlich dass es ihn interessierte was ihre Mum von ihm hielt. Warum sonst hätte es ihn interessieren sollen wie sie ihn ansah?
Ein verschwörerisches, endlich wieder etwas helleres Grinsen in ihr Gesicht legend, flüsterte sie:
"Das ist geheim. Aber weißt du was? Ich finde du und Mommy würden sehr gut zusammen passen!"
Nun zwinkerte sie ihm sogar übertrieben verschwörerisch zu und schloss ihre Hand gewinnerisch wie auch auffordernd zur Faust, ganz so als wolle sie ihn anfeuern. Zur Antwort erhielt sie von ihm nur ein leises, amüsiertes Lachen, bevor er ihr auch schon gegen die Nasenspitze schnipste und belustigt feststellte:
"Nicht nur zu intelligent für dein Altern sondern auch noch durchtrieben."
Hatte er ihre Pläne etwa durchschaut?! Deirdre war sich nicht sicher wie sie reagieren sollte, kam aber auch nicht dazu noch etwas zu sagen, da er ihr in dem Augenblick auch schon eine Hand auf den Kopf legte und ihr sanft durchs Haar wuschelte.
"Magst du jetzt vielleicht einen Kakao?"
Kurz überlegte sie, schob seine Frisur zerstörende Hand beiseite und gab ihm schließlich mit in die Höhe gerecktem Kinn zur Antwort:
"Ja bitte. Und ich erlaube dir sogar, mich in die Küche zu tragen. Auf den Armen natürlich, wie eine Prinzessin!"
"Wie ihr wünscht euer Hochwohlgeboren."
Bekam sie seine amüsierte gegrinste Erwiderung, als er sich auch schon erhob... und sie sich einfach über die Schulter warf! Er drückte ihr sogar fest die Lippen auf die Seite, pustete so kräftig dass sich ein kribbelndes, kitzliges Gefühl entwickelte und fügte dann lachend aufgrund ihrer - leise - kreischenden Gegenwehr hinzu:
"Na wer wird denn da seine königlichen Manieren vergessen junge Lady?"


Natürlich veranlasste sie das dazu sich nur noch vehementer zu wehren und auf seiner Schulter herum zu zappeln wie ein Zitteraal auf dem Trockenen. Helfen tat es ihr allerdings nicht und der Weg in die Küche war ja auch nicht sonderlich lang.
Als sie schließlich mehr oder weniger sanft auf einem der bequemen Barhocker abgesetzt worden war, beobachtete sie, sich die Haare wieder ein wenig richtend, wie der brünette Verbrecher eine Tasse und den Kakao aus einem Schrank und die Milch aus dem Kühlschrank holte.
Aufmerksam folgten ihre Augen jeder seiner Bewegungen, beobachteten wie er Milch und Kakao wieder wegräumte und ihr die Tasse mit der hellschokobraunen Flüssigkeit reichte. Sie nahm sie ihm ab, nippte daran und fixierte ihren Blick auf den dadurch nur noch amüsierter wirkenden Tyson.
Er ließ sich sogar locker neben ihr nieder, stützte einen Ellenbogen auf der Theke ab und beobachtete die kleine Rothaarige nun seinerseits. Wenige Augenblicke herrschte Schweigen, während Deirdre ihre Schokomilch genoss und über ihr weiteres Handeln nachdachte. Sie durfte also gehen wann sie wollte, musste nicht hierbleiben. Aber wo sollte sie hin? Sie wusste nicht wo Ren war und davon mal abgesehen wäre es wohl keine sonderlich gute Idee ausgerechnet zu ihm zu laufen. Am Ende fand Tyson dadurch heraus wo Shereena war.
"Du sag mal Mr. Verbrecher, fühlst du dich einsam und magst deshalb unbedingt dass Shereena bei dir wohnt? Weißt du, ich und meine Geschwister und Mommy könnten ja zu dir ziehen, dann musst du nicht mehr einsam sein."
Kurzes Schweigen, direkt daran amüsiertes Lachen. Offenbar fand Tyson ihren Vorschlag witzig, dabei hatte sie das vollkommen ernst gemeint! Sie wollte nicht, dass ihre Mommy ihr den Umgang mit Tyson verbat sobald sie hier raus waren und das würde sie mit Sicherheit tun... aber Deirdre mochte ihn. Er war wie ein cooler Onkel den man immer gerne traf und sehen wollte. Vielleicht könnte er auch sowas wie ihr zweiter Daddy sein. Einer der nicht so tat als würde er sie nicht kennen. Das würde ihr gefallen.
Ihrer Meinung nach, sollten er und ihre Mommy ein Paar werden. Dann könnte sie erstens Tyson immer sehen wann sie wollte und zweitens würde er dann vielleicht aus Liebe zu ihrer Mum nachgeben und Shereena bei Lucy lassen. Das war wirklich ein guter Plan.
Der Verbrecher mit den hellen Augen schien sich langsam wieder gefangen zu haben, stellte belustigt fest:
"Na ob deine Mommy da so begeistert wäre? Ich weiß ja nicht. Da würde ich wohl ein bisschen Hilfe von dir brauchen."
Bei den letzten Worten hatte er ihr sogar ein wenig verschwörerisch grinsend zugezwinkert. 


Das gefiel Deirdre. Sie mochte es gebraucht zu werden und noch mehr gefiel es ihr, dass Tyson ihr so viel zutraute. Er war nicht so wie ihre Mum oder ihr Dad, die sie immer nur als kleines Mädchen sahen, sie nur als Kind betrachteten. Der brünette Verbrecher zeigte ihr deutlich dass er sie für zuverlässig und intelligent genug hielt um ihre Hilfe in Anspruch nehmen zu können!
"Ach wir überzeugen Mommy schon von dir! Ich helf dir da auf jeden Fall! Zusammen bekommen wir das schon hin! "
Kopfschüttelnd grinsend strich der Erwachsene sich über den Nacken, gab ihr direkt daran dann aber doch noch amüsiert schmunzelnd zu bedenken:
"Na dann baue ich mal auf deine Fähigkeiten. Allerdings ist Einsamkeit nicht der Grund aus dem ich Shereena bei mir haben möchte."
War es nicht? Das machte die Sache natürlich wieder etwas komplizierter und schwieriger... trotzdem wäre es sicher von Vorteil wenn Tyson und ihre Mommy zusammen wären. Schon allein weil sie ihn dann sehen könnte wann sie wollte!
Aber gut, darüber würde sie später noch einmal nachdenken. Im Augenblick gab es etwas was sie mehr interessierte. Aufmerksam musterte sie das milde Schmunzeln im Gesicht des Älteren, bemerkte allerdings auch die kühle Entschlossenheit in seinen Augen. Es war ihm scheinbar wirklich wichtig Shereena bei sich zu haben... aber warum?
"Warum magst du denn unbedingt dass Shereena bei dir wohnt und nicht bei Lucy?"
Er antwortete ihr nicht sofort, musterte sie stattdessen aufmerksam wie auch nachdenklich. Es wirkte ein wenig so als würde er darüber nachdenken ob sie etwas mit seiner Antwort anfangen könnte oder zu jung war um seine Gründe nachvollziehen zu können.
Offenbar kam er zu dem Entschluss dass sie intelligent genug dafür war, lehnte seine Wange wieder gegen seine Faust und erklärte ihr nachdenklich:
"Lucy ist gerade dabei sich schlimme Feinde zu machen und bringt dadurch nicht nur sich sondern auch Shereena in Gefahr. Sie ist schlicht und ergreifend nicht sicher bei ihr und ich möchte nicht das Leben meiner Tochter riskieren nur damit Lucy ihre Rache und ihren Willen bekommt."
Lucy machte sich schlimme Feinde? Das gefiel Deirdre überhaupt nicht. Genau genommen machte es ihr sogar Angst. Sie wollte nicht, dass der Rothaarigen etwas zustieß. Allein der Gedanke daran trieb ihr fast schon die Tränen in die Augen.
Vielleicht war es da sogar ganz gut, dass Tyson sie im Augenblick 'gefangen' hielt... so schützte er sie wenigstens zeitgleich noch vor sich selbst. Auch wenn sie nicht so recht glaubte, dass das alleine seine Intension daran war. Stirnrunzelnd musterte sie den Älteren, fragte schließlich unschlüssig:
"Und glaubst du wirklich, dass du dir Shereena erpressen kannst wenn du Lucy gefangen hältst?"
Ein langer, nachdenklicher Blick des Mannes folgte, doch Deirdre fiel es schwer wirklich zu deuten worüber genau er denn nun nachdachte. Freundlicherweise teilte er es ihr kurz darauf aber ohnehin auch schon ruhig mit.
"Nein. Aber solange sie es ist, kann sie keinen Unsinn anstellen der meine Tochter in Gefahr bringt."


Das klang natürlich ziemlich logisch wie das kleine rothaarige Mädchen zugeben musste. Und eigentlich war es auch gar nicht so dumm.
"Ist das der einzige Grund? Was wäre denn wenn Lucy sich doch keine Feinde machen würde? Kannst du ihr nicht sagen sie soll das nicht tun?"
Kurz zögerte der Ältere, musterte Deirdre abermals nachdenklich abwägend bevor er tief seufzte und fast schon ein wenig resignierend feststellte:
"Nein. Ich habe ihr auch damit geholfen ihren kleinen Bruder zu finden aber so wie ich das festgestellt habe, war das die gesamte Zeit über nur Nebensache. Lucys Kopf ist voll mit ihrer Rache und das ist momentan auch das was für sie am meisten zählt. Meine Tochter möchte sie mir nur deshalb nicht geben weil sie von mir nicht bekommen hat was sie wollte."
Kurzes Schweigen folgte, doch noch bevor Deirdre eine weitere Frage hätte stellen können, sprach er, den Blick in Richtung Decke gerichtet, weiter.
"Sie will mir eins auswischen und sieht einfach nicht ein, dass Shereena nicht ihr gehört sondern auch meine Tochter ist und sie bei mir besser aufgehoben wäre als bei ihr. Wahrscheinlich bin ich aber wohl auch ein bisschen selbst Schuld..."
Selbst Schuld? Das verstand Deirdre jetzt doch nicht so ganz. Fragend legte sie den Kopf schräg und musterte ihn aus erwartungsvollen, auffordernden Augen. Zu erwachsenen Augen für ihr Alter.
"Warum denn? Was hast du denn gemacht?"
Nun strich er sich mit einer Hand durchs Haar, verzog sogar so richtig das Gesicht als hätte er einen besonders bitteren Löffel Medizin genommen und klärte sie dann mit einem wenig erfreuten Blick auf:
"Ich habe behauptet ich würde überlegen sie-" kurz zögerte er, schien genau über seine Wortwahl nachzudenken. Wohl aufgrund ihres Alters wie das kleine Mädchen aufgrund der folgenden Worte annahm. "-zu verkaufen. Und dann hab ich auch noch versucht ihr Angst mit etwas zu machen womit ich eigentlich niemals drohen und was ich schon gar nicht umsetzen würde."
Deirdre war definitiv schockiert, starrte ihn aus großen Augen heraus an und fragte sich ob er das ernst meinte. Aber er hatte gesagt er hätte es behauptet? Das klang als hätte er es nicht ernst gemeint oder? Das kleine Mädchen hoffte jedenfalls dass es so war. Und offensichtlich hatte sie damit gar nicht so unrecht, denn als er weitersprach wirkte er sogar fast schon schuldbewusst, als würde er bereuen was er gesagt hatte. Seinen Worten nach zu urteilen tat er das wohl auch.
"Ich war einfach so wütend auf sie und hatte Angst sie würde meine Tochter mit ihren verdammten Rachegedanken, ihrem unreifen Verhalten und ihrem Starrsinn umbringen. Und dann habe ich dämlich reagiert."
"Also tut es dir Leid was du zu ihr gesagt hast?"
Fragte die kleine, viel zu erwachsene Deirdre den Brünetten, starrte ihn nach wie vor aus großen Augen an. Wer hätte denn auch mit sowas gerechnet! Aber Deirdre war sehr stolz auf sich selbst, dass sie den großen, 'bösen' Verbrecher dazu gebracht hatte ihr so viel zu erzählen. Das sollte ihr mal jemand nachmachen! Aber Mr. Verbrecher war ja auch gar nicht so böse wie er tat. Zumindest nicht in der Hinsicht. Sie mochte ihn wirklich unglaublich gern, schon allein weil er sie nicht wie jeder andere wie ein kleines Kind behandelte.
Vielleicht war sie äußerlich eins, in ihrem Kopf allerdings sah das ein wenig anders aus.
"Es tut mir Leid womit ich ihr gedroht habe und auch dass was ich zu ihr gesagt habe. Dass ich sie eingesperrt habe allerdings nicht."
Deirdre wusste schon warum sie ihren Mr. Verbrecher so gern hatte. Er war eben was besonderes und das obwohl er einer von den 'Bösen' war und nicht mal bereute Lucy eingesperrt zu haben. In diesem speziellen Fall konnte das kleine Mädchen es sogar verstehen. Es gab eben nicht nur schwarz und weiß, sondern auch ganz viel grau. Da wurde die Kleine gleich richtig philosophisch.
Vielleicht war das auch der Grund aus dem sie nun nachdenklich und grüblerisch nickte, sich mit Zeigefinger und Daumen über das Kinn strich und ruhig feststellte:
"Also das sind deine Gründe ja? Und du bereust was du zu Lucy gesagt hast? Freilassen wirst du sie aber trotzdem nicht bevor du Shereena bei dir hast? Na schön. Ich werde abwägen was ich davon halte und dann über meine weiteren Pläne entscheiden! In der Zwischenzeit werden du und meine Mommy ein Paar okay? Gut, dann wäre das ja schon mal geklärt."


Wie von Zauberhand erschien da auch schon wieder ein milde amüsiertes Grinsen auf seinen Lippen und er zwickte ihre Nasenspitze zwischen Zeige- und Mittelfinger ein, gab ihr belustigt zur Antwort:
"Durchtriebenes kleines Mädchen du."
Mit gespielt erbostem Blick schob sie Tysons Hand beiseite, stupste ihm gegen seine Stirn und meinte dann aber doch wieder mit fragendem Ausdruck im Gesicht:
"Warum hast du das meiner Mommy nicht erzählt?"
"Sie hat nicht gefragt."
Hatte sie nicht? Das verstand Deirdre nicht.
"Warum nicht? Wusste sie etwa schon warum du Shereena unbedingt bei dir haben willst?"
Ein schiefes Grinsen schlich sich auf seine Lippen und seine Stimme klang abermals amüsiert.
"Na du bist doch ein schlaues Mädchen, kommst du da nicht selbst drauf?"
Kurz überlegte sie, musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf und gerunzelter Stirn und fragte schließlich vorsichtig:
"Weil sie dich für den Bösen hält und der Böse ja keine guten Gründe dafür braucht Böses zu tun."
"Schlaues Mädchen."
Zur 'Belohnung' wuschelte er ihr sogar wieder kurz durchs Haar, bevor er auch schon schmunzelnd weiter sprach:
"So ist das nun mal wenn man ein Verbrecher ist. Ich bin keiner von den Guten und das werde ich auch nie sein. Aber nur weil man kein Guter ist, ist man nicht automatisch das ultimative Böse."
Diesmal erhielt sie sogar ein amüsiertes Augenzwinkern und Deirdre konnte gar nicht anders als es mit einem breiten Grinsen zu erwidern. Hoffentlich würde ihre Mommy noch einsehen dass die Welt nicht nur aus Gut und Böse bestand und dass auch die vermeintlich Bösen, gute Seiten hatten.
Wenn Deirdre mit ihren sieben Jahren das verstand, dann sollte das doch für ihre Mommy auch kein allzu großes Problem darstellen oder?
Jedenfalls schien das Thema damit wohl erstmal erledigt zu sein und Tyson schien es wechseln zu wollen. Und zwar in eine Richtung mit der sie am allerwenigsten gerechnet hätte.
"So und jetzt lass uns doch mal überlegen wohin du gehen kannst. Zu deinem Vater wohl eher nicht und alleine in eurem Haus kannst du auch nicht wohnen."
Er schien kurz nachzudenken, allerdings konnte Deirdre ganz deutlich erkennen, dass er nur so tat als ob und kurz darauf fragte er auch schon grinsend:
"Sag mal... dieser Arjun... der hat nicht zufällig dunkle Haut, braunes Haar und blaue Augen? Und ist sechzehn Jahre alt?"
Mit Augen so groß wie Untertassen starrte die kleine Rothaarige den Verbrecher neben sich an, fragte sich woher er das wusste. Kannte er Arjun etwa?! Wie konnte das denn sein?! Oder hatte er etwa durch sie von ihm erfahren und Nachforschungen angestellt? Gott sei dank hatte er sich als gar nicht so böse herausgestellt, sonst hätte sie nun wohl ein ausgesprochen schlechtes Gewissen. 


"Mh... woher weißt du das denn?"
Leises Lachen folgte auf ihre Worte und im nächsten Augenblick zückte er auch schon sein Handy und erklärte belustigt: 
"Er ist mein Neffe. Wir haben allerdings keinen Kontakt. Sein Vater hält nicht viel von mir, was man ihm wohl nicht gerade verdenken kann."
Das war vielleicht mal eine Offenbarung. Deirdre hätte ja mit vielem gerechnet aber damit am allerwenigsten. Etwas dazu sagen konnte sie allerdings nicht, da Tyson in dem Augenblick auch schon fragte:
"Wie wäre es also wenn ich ihm schreibe und frage ob du eine Weile bei ihm unterkommen kannst? Wahrscheinlich fällt er aus allen Wolken. Er hat mir nämlich schon ein paar Nachrichten mit Drohungen geschickt. Das war ganz schön witzig."
So seltsam das vielleicht klang aber Deirdre war wirklich gerührt dass Arjun einem augenscheinlich gefährlichem Verbrecher gedroht hatte weil er sie retten wollte. Das war wohl auch der Grund aus dem sie hastig nickte und voller Begeisterung ausrief:
"Au ja! Hat er viel von mir geschrieben? Weißt du ich und Arjun werden wenn ich erstmal groß bin zusammen kommen. Das habe ich so entschieden. Er weiß es noch nicht aber ich werds ihm dann sagen wenn ich alt genug bin um auch seine erwachsenen Bedürfnisse zu erfüllen."
Merkwürdigerweise bekam Deirdre als Antwort auf ihre Eröffnung nur ein schallendes, höchst amüsiertes Lachen des Mannes. Was war daran bitte witzig? Sie wollte schon was sagen, als er sich wieder fing, den Kopf schüttelte und ausgesprochen belustigt feststellte:
"Na das ist doch mal ein Plan."
Wie schon so oft wuschelte er ihr durchs Haar, tippte daraufhin ein paar Sätze in sein Handy und schob es in eine der vorderen Taschen seiner Jogginghose. Kurz zögerte er, ließ sich dann aber doch von seinem Barhocker gleiten und bedeutete Deirdre ihm zu folgen.
"Komm mit, ich geb dir ein Handy mit meiner Nummer damit du mich erreichen kannst wenn was ist. Arjun wird sicher auch sehr bald hier sein und wir warten dann am besten gleich draußen auf ihn ja? Nicht dass deine Mommy doch noch aufwacht und dich hier sieht. Am Ende wirft sie mir noch vor ich hätte dich nochmal entführt und sie belogen."
Das klang doch vernünftig wie Deirdre fand. Wohl auch der Grund aus dem sie seinen Anweisungen ausnahmsweise sogar brav Folge leistete.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen